Rock am Ring 2023: Die Toten Hosen, Machine Gun Kelly und Sum41 rocken den Sonntag

Rock am Ring auf der Zielgeraden – auch der Sonntag mit Machine Gun Kelly, den Toten Hosen und Sum41 hatte herausragende Shows und Highlights zu bieten.

„Happy pride month“ wünschen Boysetsfire, die kurz nach 14 Uhr den Sonntag eröffnen. Hinter ihnen weht die Inter* Inclusive Pride Flag im Wind und Sänger Nathan Gray erinnert gleich zu Beginn des 40-minütigen Sets an jenen Eklat, der Anfang des Jahres auch die Toten Hosen in die Kritik gebracht hatte. Man könne froh sein, dass es ein Arschloch nicht zu Rock am Ring geschafft hat, so der Sänger: Gemeint ist der wieder ausgeladene Phil Anselmo. „Ich finde es viel besser, wenn keine Nazis am Start sind“ – eine Anspielung auf die angebliche Alkohol-Entgleisung im Jahr 2016, als der Pantera-Sänger bei einer Show den Hitlergruß gemacht und „White Power“ gerufen hatte. Danach geht es dann aber ausschließlich um die Musik: Boysetsfire spielen vorrangig Hits von „The Misery Index: Notes From the Plague Years“ und „After the Eulogy“, mit „Cutting Room Floor“ und „Closure“ schaffen es aber auch ein paar weitere Perlen aus der Bandkatalog auf die Setlist.

Boysetfire

Sum41: Für viele ein Abschied

Im Anschluss überschneiden sich gleich drei Publikumslieblinge: Sum41 auf der großen Utopia Stage, die Nerven auf der Orbit Stage und Spiritbox auf der Mandora Stage. Wer sich für den Punkrock der Kanadier entscheidet, macht schon mal nichts falsch, da Sum41 nach der Veröffentlichung ihres neuen Albums und noch einigen Tourterminen die Band auflösen werden. Somit dürfte es für viele Anwesenden die letzte Chance sein, die seit 27 Jahren aktiven Musiker noch einmal live zu sehen. Deryck Whibley – wohlgemerkt in Topform – verkündet: Heute wollen sie keine neuen Lieder, sondern nur „den alten Scheiß“ spielen und so wird im Publikum zu „Fat Lip“ und „In Too Deep“ gerudert und gepogt, was der Körper hergibt. Ein paar Schlenker durch die Rockgeschichte gibt es aber auch, mit „Seven Nation Army“ und einer Punkversion von „We Will Rock You“.

Sum 41

Machine Gun Kelly gibt den liebenswerten Chaoten

Machine Gun Kelly steht über allem: Der 1,92 Meter große Musiker überragt das Publikum dank einer riesigen Würfelpyramide ohnehin schon um einige Meter und seine „Rick and Morty“-Stachelfrisur lässt ihn noch größer erscheinen. Rock am Ring sei genau so, wie er es auf YouTube gesehen hat, „danke, dass ihr uns mit Respekt begegnet!“ Bei Bangern wie „Maybe“ mit Support von Oliver Sykes (Bring Me The Horizon) sowie „I Think I’m Okay“, „Bloody Valentine“, „Forget Me Too“ und einem Cover von „Feel Good Inc.“ der Gorillaz fällt das auch gar nicht schwer. Zum Ende des Sets macht MGK seinem Ruf als rebel without a cause noch alle Ehre: Er verlässt die Bühne in Richtung eines seitlich stehenden Gerüsts, um sich von dort oben den schönen Sonnenuntergang anzuschauen. Im Anschluss an „My Ex’s Best Friend“ wirft er sein Mikro in den Abgrund und klettert für eine wertschätzende Geste hinab: Zu „Floor 13“ vom Band klatscht der Musiker mit der gesamten Front Row ab.

Machine Gun Kelly

Die Toten Hosen: „Ich weiß nicht, wie ihr das macht, aber ihr werdet einfach nicht älter“

Es ist angesichts der vielen Hosen-T-Shirts auf dem Festivalgelände gar nicht zu übersehen, worauf sich ein Großteil des Publikums heute am meisten freut – obwohl mit Bullet For My Valentine auch ein respektables Alternativprogramm auf der Mandora Stage läuft. Den Startschuss für die zweistündige Show gibt die Band nach „3 Akkorde für ein Halleluja“ mit „Alle sagen das“ und schon kurze Zeit später erleuchtet bei „Auswärtsspiel“ ein rotes Bengalo die ersten Reihen. Nachdem sich die anfängliche Euphorie etwas gelegt hat, geht es dann aber ohne verbotene Gegenstände im Publikum weiter.

Die Toten Hosen

Zu hören sind seltener gespielte Lieder („Schlampe“), unverzichtbare Hits („Bonnie & Clyde“, „Hier kommt Alex“) und politische Statements („Willkommen in Deutschland“), für die Zugabe amüsieren sich die Toten Hosen noch über eine „Würstchen-Band aus Neukölln“, von der sie den Song „Schrei nach Liebe“ covern. Der anschließende Song „Freunde“ ist dann auch Die Ärzte gewidmet. Ich weiß nicht, wie ihr das macht, aber ihr werdet einfach nicht älter“, schwärmt Campino zum Ende der Show – und weil jetzt noch längst nicht Schluss sein darf, lädt er alle zur großen Aftershow-Party bei Thees Uhlmann ein.

Dieter Jakob
Dieter Jakob
Dieter Jakob
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