Robyn Hitchcock: Welt jenseits der Logik
Man könnte Robyn Hitchcock glatt einen Traumtänzer nennen. Aber das wäre unfair. „Zu träumen hat ein schlechtes Image“, weiß der Brite, der Männerbünde jenseits der 40 „traurig“ findet und nach den Softboys auch die Egyptians in Rente geschickt hat „Aber manchmal denke ich, daß wir nur hier sind, um unsere Träume zu füttern, für diese intensiven, unlogischen Erlebnisse.“ Beim Exitus erinnere man sich dann an nichts aus dem Leben – „aber an alle Träume“.
Vom großen Durchbruch träumt Hitchcock aber schon lange nicht mehr. Und teilt sich mit Peter Holsapple (ex-DB’s) den brotlosen Titel, Königsmacher für R.E.M. gewesen zu sein, die ihn sogar auf eine US-Tour einluden und auf seinem ’91er-Album „Perspex Island“ mitwirkten. Bitterkeit? Kaum. „Ich mache, was ich will, kann gut davon leben und bin immer noch bei einer großen Firma. Außerdem sollte man Kunst und Gier nicht gleichsetzen.“
So residiert er heute nach einem Intermezzo auf der Isle Of Wight als glücklicher Solo-Künstler in einer Einflugschneise nach London-Heathrow. „Richtig laut“ ist es aber nur auf dem Dach, wo die Tomaten gedeihen. Hitchcock glaubt an den altmodischen Vers-Chorus-Vers-Katechismus, den er auf dem neuen Album „Moss Elixir“ mit assoziativen Texten „Sinister But Happy“ (Auftaktsong) gegen den Strich bürstet. Er sei „nicht an Manifesten interessiert“, wolle „auch nichts auf den Punkt bringen.“ Hitchcock, zuletzt nur in den USA leidlich präsent, ahnt das Unheil zwischen den Stühlen. „Ich bin weder Avantgarde noch konventionell. Auch wenn ich heute nicht mehr so viele Akkorde reinpacke wie früher.“
Gewiß scheint nur eines: „Wenn ich nicht träume, dann werd ich verrückt“ Und wenn er keine Songs schreibt, vermutlich auch.