Robert Towne: Der Drehbuchautor von „Chinatown“ ist tot

Von „New Hollywood" über „Greystoke" zu Tom Cruise. Trash-Film-Legende Roger Corman zählte zu seinen früher Förderern

Drehbuchschreiber zählen nur selten zu den Popstars der Filmindustrie. Natürlich haben Woody Allen, Ben Affleck oder Quentin Tarantino manche ihrer Scripts selbst geschrieben. Doch richtig berühmt wurden sie im Schauspiel- oder Regie-Fach.

Bei Robert Towne ist das anders. Ohne seine Stoffe würden große Teile des so genannten „New Hollywood“-Kinos nicht existieren. Er zählte zum legendären Kreativ-Team um Warren Beatty, Jack Nicholson und Roman Polanski. Nun ist Towne am Montag (1. Juli) in seinem Haus in Los Angeles verstorben, wie eine Pressesprecherin gegenüber dem US-Fachmagazin „Variety“ bestätigte. Er wurde 89 Jahre alt.

Seine Filmografie liest sich wie eine „must see“-Liste des US-Kinos der 1970er. Dabei ist seine umfangreiche Mitarbeit als Schreiber und Berater bei legendären Filmen wie „Der Pate“ oder „Bonnie und Clyde“ offiziell nicht einmal gelistet.

Der geborene Los Angelino begann seine Karriere (wie viele seiner Generation) beim großen König der B-Movies, Roger Corman, der im Mai 2024 mit 98 Jahren gestorben ist.

Townes erstes Drehbuch war der Überlebens-Schocker „Last Woman On Earth“ von 1960, bei dem er auch schauspielerte und mit inszenierte. Eine frühe und in Expertenkreisen geschätzte Fingerübung.

Innerhalb von Cormans Kernteam war Towne umgeben von der kreativen, jungen Wilden, die Produzent (und Schauspieler) Warren Beatty später um sich scharte; so gelangte auch sein Drehbuch für den Western „A Time For Killing“ in den Beatty-Kosmos. Dieser förderte die Karriere von Towne kontinuierlich und heuerte ihn an, das Drehbuch zu „Bonnie und Clyde“ zu überarbeiten, in dem Beatty selber an der Seite von Faye Dunaway spielte.

Wie in der Literatur des „New Hollywood“-Kinos erwähnt, hasste Towne das Skript dieser Gangster-Saga. Es brachte ihm aber in der Filmszene das Prädikat eines Top-Drehbuchautors ein. „Bonnie und Clyde“ machte ihn zwar Branchen-bekannt. Doch eine offizielle Nennung bekam er nicht.

Für das elfmal nominierte „Chinatown“ gab es letztlich nur für Townes Buch eine Trophäe

Als Francis Ford Coppola einen Oscar für „Der Pate“ in die Hand gedrückt bekam, bedankte er sich immerhin auf offener Bühne bei einem „Bob Towne der die sehr schöne Szene zwischen Marlon (Brando) und Al Pacino im Garten geschrieben hat“.

Diese kurze Erwähnung war möglicherweise der Kickstarter für Townes offizielle Berühmtheit, die sich in einer Reihe an Oscar-Nominierungen und Mainstream-Erfolgen niederschlug: „The Last Detail“ (1973) mit Jack Nicholson (Regie: Hal Ashby), „Chinatown“ (1974) mit Jack Nicholson und Faye Dunaway (Regie: Roman Polanski) sowie „Shampoo“ (1975) mit Warren Beatty und Julie Christie (Rege: Hal Ashby). Für das elfmal nominierte „Chinatown“ gab es letztlich nur für Townes Buch eine Trophäe.

Nach dem offiziellen Oscar-Ruhm für „Chinatown“ kehrte Towne in den Maschinenraum der US-Filmindustrie zurück. Er war beteiligt an „Marathon Man“, „Heaven Can Wait“, „Reds“ oder „Swing Shift“. Auch für Tom Cruise schrieb er später einige Drehbücher, darunter „Tage des Donners“, „Die Firma“ oder „Mission: Impossible 2“.

Sein eigenes Regiedebüt „Personal Best“, ein Leichtathletik-Biopic mit Mariel Hemingway in der Hauptrolle, erlitt Anfang der 1980er finanziellen Schiffbruch. Towne war gezwungen, die Rechte am Drehbuch zu seinem Dschungel-Film „Greystroke“ zu verkaufen. Dieser Neo-Tarzan war ein Lieblingsprojekt von ihm, für das er ausführlich in Afrika recherchiert hatte, um die Perspektive der Affen realistisch in den Film einzubringen.

Schließlich war er an dem Film mit Christopher Lambert nur noch beteiligt, wobei sein Ur-Drehbuch für einen Oscar nominiert wurde. Und wie so oft hat Townes erst keine offizielle Drehbuch-Nennung bekommen. Stattdessen ist im Abspann P.H. Vazak genannt, der Hund von Towne. Er selbst bezeichnete diese Arbeit „die größte kreative Niederlage meines Lebens“.

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