Robbie Williams – Hamburg, Große Freiheit
This is where the Beatles started, right?“ Robbie war offensichtlich aufgeregt, am selben Platz zu spielen, wo einst die Urväter aller Boygroups Funken von Genialität versprühten.
Der Erfolg seiner beiden Alben hat dem Solisten Williams sichtlich gut getan: Proper, dauergrinsend und strotzend vor Selbstbewußtsein enterte er die Bühne der seit Wochen ausverkauften Freiheit und haute knappe 90 Minuten lang auf die sprichwörtliche Pauke. Alle waren gekommen: die Girlies, junge wie alte, die Britpopper, die Kritiker, die Normalos und sogar der eine oder andere Studienrat – Robbie, wohl der einzige Popstar zur Zeit, der die Kluft zwischen Trash und Cool zu füllen vermag.
Aber – wie lange? Natürlich: Gegen den unverschämten Charme eines Robbie Williams kommt niemand an. Seine Scherze, ob wirklich witzig, dummdreist zotig oder offen sexistisch, sollen Laune machen – und tun es auch. So waren es auch mehr die kleinen komödiantischen Intermezzi, die den Gig über die Runden brachten, weniger die Musik. Auch wenn die mitgebrachte Band – zwei sympathische Gitarristen, zwei Keyboarder, Bassist und Drummer – an Virtuosität und Gute-Laune-Faktor nichts vermissen ließ, bemerkte man doch schnell das Qualitätsgefälle zwischen alten Songs wie „Life Thru A Lens“ oder „Old Before I Die“ (mit „Heyjude“-Choral am Ende!) und neuem, schwächerem Material von „I’ve Been Expecting You“. Das Publikum wirkte dementsprechend gelassener als noch vor einem Jahr bei der letzten Tournee, als der smarte Boygroup-Abkömmling seinen wahrhaft furiosen Einstand als Solist gab. Showman Robbie zog indessen wieder alle verfügbaren Register: Er persiflierte alte Take That-Hits, hackte wie gewohnt auf Gary Barlow herum und amüsierte sich köstlich über seinen eigenen frechen Auftritt bei den MTV-Awards („Damn right!“). Badete daraufhin im brandenden Gekreisch der vorderen Reihen – und ignorierte die vielen vor der Brust verschränkten Arme dahinter. Robbie ist am Ziel seiner Träume he couldn’t care less. Ego à gogo – kein Problem damit…