Die letzten Tage im Leben von River Phoenix
Vielen sahen in River Phoenix einen der besten Schauspieler seiner Generation. Sein tragischer Tod am 31. Oktober 1993 schockierte Hollywood. ROLLING STONE erinnert an einen besonderen Menschen.
Am Abend des 30. Oktober 1993 betraten River Phoenix, seine Freundin, die Schauspielerin Samantha Mathis, und seine Geschwister Leaf (heute als Joaquin bekannt) und Rain den Club „Viper Room“, zu jener Zeit im Besitz von Johnny Depp. Mathis ging davon aus, sie seien nur da, um River Phoenix jüngere Geschwister abzusetzen, „aber als wir ankamen, sagte er zu mir: ‚Oh, heute Abend spielen ein paar Leute im Club Musik, die wollen, dass ich mit ihnen spiele – ist doch OK, oder?’“, so ihre Erinnerung.
Es war nicht in Ordnung für Mathis. Eigentlich wollte sie direkt zu ihr nach Hause gehen, weg vom Rummel des öffentlichen Lebens in Hollywood. „Ich wusste, dass an diesem Abend etwas nicht stimmte, etwas, das ich nicht verstand. Ich habe niemanden gesehen, der Drogen nahm, aber er war so high, dass ich mich unbehaglich fühlte – es wurde mir wirklich zu viel“, sagt sie. Gleichzeitig merkte sie, dass er wirklich bleiben wollte. Es werde schon nicht so lange dauern, sagte sie sich – schließlich waren einige seiner Sachen im Kofferraum ihres Autos. Eine Dreiviertelstunde später war River Phoenix tot.
Die Abneigung gegen den Ruhm
Es war der Tod eines jungen Schauspieler, der immer darauf geachtet hatte, alle üblichen Promi-Klischees zu vermeiden. Im Alter von nur dreinundzwanzig Jahren starb er auf dem Sunset Boulevard den am meisten klischeehaften Tod von allen. Phoenix hatte den Ruhm immer gehasst, aber er sah seinen einzigen potenziellen Nutzen darin, dass er ihn zum Guten verwenden und die Welt verändern konnte. In jedem Interview sprach er eindringlich über Vegetarismus und die Umwelt, er machte sich für wohltätige Zwecke stark und war immer darum bemüht, durch sein Wirken auf der Welt etwas Sinnvolles zu hinterlassen. Es ist eine Vorlage, an deren Kopie sich einige seiner Nachfolgerinnen und Nachfolger abgearbeitet haben, aber niemand war so erfolgreich wie Phoenix. Er glaubte stärker an seine Ideale als die meisten Menschen, die an irgendetwas glauben.
Es war der junge Mann, der einmal weinend aus einem Restaurant rannte, weil seine damalige Freundin, die Schauspielerin und Aktivistin Martha Plimpton, Meeresfrüchte bestellte. Er war nie vom Glanz seiner eigenen Berühmtheit bezaubert. Als er 1989 für seine Rolle in „Running on Empty“ für einen Oscar nominiert wurde, sagte ein Journalist auf dem roten Teppich der Oscar-Verleihung zu ihm: „Es ist leicht, in den Rummel Hollywoods hineingezogen zu werden, nicht wahr?“ „Mmm, nicht für mich nicht“, antwortete River Phoenix und schaute ein wenig überrascht. Doch gegen den Erfolg zu agieren, kann genauso riskant sein, wie ihn anzunehmen, denn es kann in Selbsthass und Verwirrung abgleiten.
Die tiefe Einsamkeit des River Phoenix
„Ich wünschte, ich könnte irgendwohin gehen, wo mich niemand kennt“, schluchzte er in seinem Durchbruch in „Stand By Me“. Nach seinem Tod erzählte seine Mutter Arlyn, alias Heart, dem Magazin „Esquire“, dass ihr Sohn dieses Gefühl teilte: „Während River aufwuchs, wurde es ihm immer unangenehmer, das Aushängeschild für alle guten Dinge zu sein. Er sagte oft, er wünschte sich, er könnte einfach anonym bleiben. Aber das war er nie. Wenn er kein Filmstar war, war er ein Missionar. Darin liegt eine Schönheit – der Mann mit der Sache, der Anführer – aber es gibt auch eine tiefe Einsamkeit“.
Im Gegensatz zu den meisten Stars, die jung sterben, wird Phoenix nicht nur mit einem frühen Tod in Verbindung gebracht, sondern auch mit frühreifem Talent. Jeder junge Schauspieler, von Leonardo DiCaprio bis Timothée Chalamet, der früh vielversprechend war oder ist, wird mit Phoenix verglichen. „Als River zum Vorspielen hereinkam, war es offensichtlich, dass er einfach ein erstaunliches, erstaunliches Talent war. Er konnte Instrumente spielen, er war so klug und brillant, er konnte wirklich alles machen“, sagt Rob Reiner, der in „Stand By Me“ Regie führte. Doch so talentiert Phoenix auch war, musste Reiner den damals Fünfzehnjährigen erst überreden, seinen Schmerz zu zeigen, anstatt ihn in sich selbst aufzustauen.
Tränen der Enttäuschung
„Ich sagte zu ihm: ‚Ich möchte, dass du an eine Zeit denkst, in der dich jemand, ein Erwachsener, im Stich lässt, der dir wichtig ist.‘ Er nickte und ging weg, um ein paar Minuten nachzudenken. Die nächste Einstellung, in der er weint, ist diejenige, die im Film zu sehen ist. Er sagte mir nie, worüber er nachdachte – ich nahm an, es sei vielleicht ein Elternteil, aber ich weiß es nicht. Und wenn ich mir den Film jetzt anschaue, wenn er am Ende verschwindet, dann ist das einfach sehr, sehr traurig“, erinnerte sich Reiner an die Dreharbeiten mit River Phoenix.
Von den vier Kinderdarstellern des Films haben nur zwei – Wil Wheaton und Jerry O’Connell – das Erwachsenenalter unbeschadet erreicht. Phoenix und Corey Feldman – der angab, er sei von jemandem in der Filmindustrie sexuell missbraucht worden – hatten weniger Glück.
Ein sicheres Fundament
Angesprochen auf die Frage, ob er glaube, dass dies das Schicksal von Kinderschauspielern im Allgemeinen widerspiegele und es eine Fifty-Fifty-Chance gäbe, dass es ihnen als Erwachsene gut geht, entgegnete der Regisseur dem „Guardian“:
„Ich weiß nicht, ob es sich genau auf Kinderdarsteller bezieht, sondern eher darauf, ob Kinderdarsteller genug familiäre Grundlage haben, um den Schwierigkeiten standzuhalten. Als ich Leonardo DiCaprio in ‚This Boy’s Life‘ und ‚What’s Eating Gilbert Grape?‘ gesehen habe, dachte ich: ‚Wow, dieser Junge ist wahnsinnig talentiert, wenn er nicht eine Art familiären Halt hat, wird es schief gehen.‘ Als wir dann ‚The Wolf of Wall Street‘ drehten, sagte ich ihm, dass ich mir Sorgen um ihn gemacht hatte. Er sagte: ‚Auch wenn meine Eltern geschieden sind, hatte ich immer ein gutes Verhältnis zu beiden.‘ Er hatte also dieses sichere Fundament“.
Phoenix schien auch während „Stand By Me“ eine starke Familienverbindung zu haben, so dass Reiner sich keine Sorgen um ihn machte. „Er hatte seine Mutter bei sich und alle seine Geschwister, sie waren alle da“, erzählte er. „Aber ich wusste, dass sein Vater Probleme mit Alkohol oder so hatte. Ich wusste, dass es da Probleme gab.“
Der Ruf der Familie
Es ist immer ein Fehler, einen Schauspieler mit seinen Rollen zu verwechseln. Dennoch ist es unmöglich, nicht zu bemerken, dass Phoenix in allen seinen besten Vorstellungen eine Figur mit einem komplizierten familiären Hintergrund spielte. In „My Own Private Idaho“, seiner wahrscheinlich größten Rolle, spielte er Mike, einen Straßengauner auf der Suche nach seiner Mutter. Zitat: „Wenn ich eine normale Familie und eine gute Erziehung gehabt hätte, dann wäre ich ein ausgeglichener Mensch gewesen … Hatte sowieso keinen Hund und keinen normalen Vater, ja. Das ist schon in Ordnung. Ich habe kein Selbstmitleid. Ich meine, ich fühle mich, als wäre ich, du weißt schon, ausgeglichen.“
Dann war da noch „Running on Empty“, über einen einsamen Teenager, der im Aussteiger-Lebensstil seiner Familie gefangen ist. In „The Mosquito Coast“ spielte er den Sohn eines Mannes, der entschlossen ist, in Mittelamerika eine Utopie aufzubauen. In „Stand By Me“ nahm sein Charakter es übel, durch den Ruf seiner Familie definiert zu werden.
Die Gotteskinder
In den 1980er-Jahren wusste man, dass Phoenix eine exzentrische Kindheit hatte, doch rückblickend beschleicht einen das Gefühl, dass nur wenige wirklich bemerkten, wie außergewöhnlich sie war. Seine Eltern, John und Arlyn, waren reisende Hippies, und als River erst drei Jahre alt war, schloss sich die Familie den „Children of God“ an, einem christlichen Kult, der unter anderem glaubte, dass Sex ohne Grenzen eine Form der Liebe sei. Auch Rose McGowan wurde in diesem Kult erzogen. Die Familie zog von Venezuela nach Mexiko, weiter nach Puerto Rico, um den Kult zu verbreiten.
Phoenix wurde während dieser Zeit immer wieder als Kind auf die Straße geschickt, um Geld für Lebensmittel zu sammeln. Phoenix sprach fast nie über die „Children of God“, aber seine Mutter zitierte ihn mit den Worten: „Sie sind ekelhaft. Sie ruinieren das Leben der Menschen.“
Die Familie war so tief in der Sekte verwurzelt, dass John zum „Erzbischof von Venezuela“ ernannt wurde. Dennoch verließen sie die „Children of God“ schließlich und zogen zurück in die USA. Phoenix ging nie zur Schule; stattdessen setzte sich seine Mutter mit dem Casting Director von Paramount in Verbindung, und Phoenix begann im Alter von acht Jahren zu arbeiten. Seine Geschwister Rain, Joaquin, Liberty und Summer folgten bald darauf.
River Phoenix als Vaterfigur
„Manchmal vermissen wir [eine normale Kindheit], manchmal vermissen wir unsere Freunde, aber wenn wir irgendwo hingehen, lernen wir andere Menschen kennen. Dann muss man sich auch wieder von ihnen verabschieden“, sagte der dreizehnjährige Joaquin 1987 einer Journalistin, als ein Fernsehteam das Elternhaus in Florida besuchte. „Ich denke, die Möglichkeiten [im Film] sind einfach erstaunlich, die Dinge, die sie tun konnten, und das gewonnene Selbstvertrauen. Ich glaube, es sind ziemlich [normale] Kinder“, lächelte Arlyn, alias Heart, im selben Beitrag.
Die Familie war liebevoll und stand sich nah, aber Vater John war kompliziert. Auf Fotos von ihm aus den 1980er-Jahren ist er Joaquin wie aus dem Gesicht geschnitten, und River sah ihn angeblich eher als kleinen Bruder denn als väterliche Figur. John hatte Alkoholprobleme. Phoenix fühlte sich schon in sehr jungen Jahren so, als müsse er und nicht sein Vater die Familie unterstützen. „River sagte im vergangenen Jahr zu mir: Ich muss nur noch einen Film machen, um genug Geld beiseite zu legen, damit meine jüngste Schwester aufs College gehen kann“, erinnert sich Samantha Mathis kurz nach Rivers Tod. „Ich weiß nicht, ob das stimmte, aber ich erinnere mich, dass er das sagte.“
Ein sicherer Hafen
„Wir lernten uns kennen, als wir beide neunzehn waren, und er schnorrte mir in einem Club in L.A. eine Zigarette ab. Das klingt unglaublich kitschig, aber ich wusste, dass ich eines Tages bei ihm sein würde. Es fühlte sich einfach wie Schicksal zwischen uns an, und da war diese Chemie“, sagte Mathis dem „Guardian“, nachdem sie jahrelang kein Wort über ihren Ex-Freund verloren hatte. Drei Jahre nach dieser ersten Begegnung erfüllte sich Mathis Vorahnung, als sie beide in „The Thing Called Love“ besetzt wurden. „Ich glaube, wir haben etwas in uns gegenseitig erkannt“. Mathis war von einer alleinerziehenden Mutter aufgezogen worden und spielte schon als Teenagerin Theater. „Wir stammten aus sehr unterschiedlichen Familien, aber vielleicht gab es einige Bruchstücke in uns, die wir in einander erkannten. Wir fanden einen sicheren Hafen.“
Nach dem Tod von River Phoenix sprachen zahlreiche Leute, die ihn kannten – oder es zumindest vorgaben –, darüber, wie sie im Laufe der Jahre den Verfall des berühmten Schauspielers an die Drogen mit angesehen hatten. Mathis hingegen erinnerte sich jedoch an ein sehr positives letztes Jahr. Wann immer sie bei seiner Familie in Florida und Costa Rica wohnten, wo sie Musik spielten und vegetarisches Essen kochten, ging es ihnen gut. „Wir hingen nur mit seinen Geschwistern herum und durften Kinder sein.“
Großer Bruder Michael Stipe
In Abwesenheit einer Vaterfigur füllte Phoenix sein Leben mit quasi-großen Brüdern, die versuchten, ihm zu helfen: Dermot Mulroney war der eine, Dan Aykroyd der andere, und Phoenix und Mathis blieben eine Zeit lang bei Letzterem in seiner Wohnung in Kanada. Aykroyd hatte seinen besten Freund, John Belushi, durch eine Drogenüberdosis etwas mehr als ein Jahrzehnt zuvor verloren. Berichten zufolge drängte er Phoenix, sich von Drogen fernzuhalten. Michael Stipe war ihm ebenfalls nahe. „Wir lernten uns durch meine Schwester kennen“, sagt Stipe. „Sie war nach Florida gezogen und lernte die ganze Familie kennen. Ich besuchte sie und hing mit ihnen ab. Ich habe zwei Schwestern, die ich sehr liebe, aber River war wie mein kleiner Bruder. Wir sind genau zehn Jahre auseinander, und er hat sich wirklich wie ein Bruder für mich angefühlt.“
Phoenix Mutter Heart hatte die Kinder nach Florida verlegt, als sie erfolgreicher wurden, um sie von den schädlicheren Elementen des Lebens in Los Angeles fernzuhalten. Phoenix sah es trotzdem immer noch als seine Aufgabe an, Menschen zu retten. Als er damit anfing, mit verschiedenen kreativen Menschen in Los Angeles Zeit zu verbringen, versuchte er oftmals, ihnen zu helfen, vom Heroin loszukommen. „Aber als er Hilfe brauchte, halfen sie ihm nicht. Tatsächlich war es in einigen Fällen sogar das Gegenteil“, sagte Mathis. Soweit sie wüsste, sei River Phoenix während ihrer gemeinsamen Zeit clean gewesen, „aber ich war damals noch sehr jung. In den Tagen vor seinem Tod wusste ich jedoch, dass etwas vor sich ging.“
Drogengelage mit John Frusciante
Laut dem 2013 erschienenen Buch „Running with Monsters“ von Phoenix Freund Bob Forrest hatte River in den Tagen zuvor mit dem Gitarristen der Red Hot Chili Peppers, John Frusciante, ein massives Drogen-Gelage verbracht: „[River] blieb die nächsten Tage bei John und bekam wahrscheinlich keine Minute Schlaf. Die Drogenroutine blieb für uns alle ziemlich einheitlich. Zuerst rauchten wir Crack oder spritzten Koks direkt in eine Vene für diese neunzig Sekunden dauernde, elektrische Gehirnglocke. Dann spritzen Sie Heroin, um sich in den Griff zu bekommen und so weit runterzukommen, dass Sie ein paar Minuten lang ein Gespräch führen können, bevor Sie den Zyklus wieder begannen“, schrieb Forrest.
In der Nacht vom 30. Oktober 1993, als Mathis erkannte, dass Phoenix im „Viper Room“ bleiben wollte, ging sie auf die Toilette. „Ich wusste, dass er in dieser Nacht high war, aber das Heroin, das ihn tötete, nahm er erst, als er im „Viper Room“ war. Ich habe einen Verdacht, was da vor sich ging, aber ich habe nichts gesehen“, sagt sie. Als Mathis aus dem Badezimmer kam, sah sie Phoenix in einem Handgemenge mit einem anderen Mann, worauf beide von einem Türsteher aus der Seitentür des Clubs gestoßen wurden. Als Mathis hinter ihnen auf die Straße ging, sah sie, wie Phoenix auf den Boden fiel und auf dem Bürgersteig Krämpfe bekam. Es geschah, bevor die Paparazzi allgegenwärtig waren, sodass niemand Fotos machte. Gleichzeitig bedeutete es auch, dass niemand da war, um zu helfen.
„Du verdirbst ihm seinen Rausch“
„Was hast du getan? Was hast du genommen?“ brüllte Mathis den anderen Mann an. „Lass ihn in Ruhe, du verdirbst ihm seinen Rausch“, erwiderte er. Mathis versuchte verzweifelt, wieder in den Club zu kommen, um Hilfe zu holen, aber die Seitentür war fest verschlossen. Also rannte sie zum Haupteingang und durchsuchte den Club nach Phoenix Geschwistern, woraufhin sie alle nach draußen stürzten. Joaquin rief den Notruf 911 um Hilfe, der fast sofort zu den Nachrichtensendern durchgesickerte: „Er hat Anfälle! Kommen Sie bitte hierher, bitte, er stirbt, bitte“, schluchzte der Neunzehnjährige. Phoenix hatte bereits einen Herzstillstand, als die Sanitäter eintrafen. Im Cedars-Sinai Medical Center, dem Krankenhaus, in dem vier Jahr später The Notorious B.I.G. seinen Schusswunden erliegen sollte, wurde River Phoenix für tot erklärt. Er starb an einer Überdosis Kokain und Heroin.
Nach seinem Tod hatte jeder eine Theorie darüber, wie der schöne Junge mit so großen Hoffnungen so sehr auf die schiefe Bahn hatte gelangen können. Heute erinnert sich Mathis an ihn als „sensibel und besessen. Er fühlte die Dinge in seinem Herzen sehr tief“. Martha Plimpton sagte nach seinem Tod: „Er war nur ein Junge, ein sehr gutherziger Junge, der sehr verkorkst war und keine Ahnung hatte, wie er seine guten Absichten umsetzen sollte.“
Was River Phoenix hinterließ
Phoenix war jünger als James Dean, als er starb, und sein Tod war mindestens ebenso wegweisend für seine Generation. Vor seinem Tod versprach er noch mehr Erfolg als Tom Cruise, und seine Abwesenheit schuf Platz für andere junge Schauspieler – DiCaprio, ganz offensichtlich. „Leo erzählte mir, er habe River in der Nacht seines Todes gesehen, bevor er in den „Viper Room“ ging“, sagte Regisseur Reiner. „Und das könnte [eine Warnung] gewesen sein, denn Leo ist nie ernsthaft an Drogen geraten.“ DiCaprio spielte am Ende mindestens zwei Rollen, die für Phoenix vorgesehen waren, und übernahm die Hauptrolle in „The Basketball Diaries“ und „Total Eclipse“.
Aber der Grund, warum River Phoenix auch heute noch verehrt wird, liegt nicht in seiner Abwesenheit, sondern darin, dass er sich immer noch so präsent anfühlt. Er war ein so natürlicher Schauspieler, dass sein Werk erstaunlich undatiert ist. Eine der größten Ironien über Phoenix ist, dass er die Berühmtheit hasste und versuchte, sie umzugestalten, dabei aber versehentlich viele der Klischees prägte, die sie heute definieren. Welche Prominente sprechen heute nicht über Vegetarismus und die Umwelt?
Er ließ es zudem so aussehen, dass er als Schauspieler mit einem Nebenprojekt – seiner Band, Aleka’s Attic – cool statt beliebig war. Es suggerierte, dass seine Kreativität nicht in einer Kunstform enthalten sein könnte. Es ist fast unmöglich, sich Kurt Cobain, der im Jahr nach Phoenix starb, in der heutigen Welt der Berühmtheiten vorzustellen. Leichter ist es, sich Phoenix auszumahlen, wie er auf einer Ranch in Idaho oder Kalifornien lebt, in gelegentlichen Indie-Filmen mitspielt und uns alle dazu auffordert, vom Telefon aufzuschauen und an das Land, das Meer und den Himmel zu denken. Samantha Mathis: „Ich denke, wenn River noch hier wäre, würde er schauspielern, Regie führen, die Umwelt retten, einfach nur leben und abhängen. Oh Gott, wäre das nicht schön?“