Ringo Starr
So, wie er da im Garten seines Hauses in L. A. sitzt, neben ihm seine beiden Hunde Ying und Yang, macht Ringo Starr den Eindruck eines glücklichen Zeitgenossen. Er hat den Besuch bei seinem Therapeuten hinter und die Vorbereitungen für die nächste Tournee mit seiner ständig die Besetzung wechselnden All-Starr Band noch vor sich. Dieses Jahr sollen Ian Hunter (Ex-Mott The Hoople), Rodger Hodgson von Supertramp, Greg Lake von ELP, der Synthie-Popstar Howard Jones, die ehemalige Prince-Percussionistin Sheila E. und Bandleader Mark Rivera den Ex-Beatles-Schlagzeuger begleiten. Einen Vorgeschmack auf Ringos Sommer-Tournee liefert das neue Album „The Anthology…So Fttr“, das Liveaufnahmen seiner bisherigen All Starr-Exkursionen präsentiert Das Jl „-Album hat ja bei den Beades-Freaks für mächtig Furore gesorgt wart ihr mit dem Erfolg zufrieden?
Es war unglaublich. Wir wussten, dass es gut laufen würde, denn wir verkaufen immer noch gut. Aber dass es so gut laufen würde… Einfach großartig. Aber ich hab ja schon immer gesagt, dass es – liest man sich die frühen Interviews durch – ausschließlich um die Musik geht. Es geht nicht um uns oder darum, was zur Auflösung der Beatles geführt hat – alles Bullshit. Die Antwort ist einzig und allein in den Tracks zu finden. Da spielt die Musik, und der beste Beweis dafür ist, dass halt die Kids noch immer losrennen und sich diese Musik besorgen.
Auch ohne zu wissen, wer denn der Pfiffikus des Quartetts war oder ist.
Sag ich doch. Den Kids geht es nur um die pure Musik. Und daher haben wir uns beim Promoten des Albums visuell total zurückgehalten. Schließlich waren das ja 20-jährige Burschen, die diese Songs aufgenommen hatten.
Aber für einen 61-jährigen Burschen siehst du noch ganz hervorragend aus.
Ich fühle mich auch ganz hervorragend. Aber dafür tue ich auch eine ganze Menge. Ich trainiere täglich.
Hast du gehört, dass deine ehemaligen All Starr-Kollegen Todd Rundgren und John Entwistle mit einer Beatlesinspirierten Show namens „A Walk Down Abbey Road“ auf Tournee sind? Ja, hab ich. Und ich hab Todds Manager getroffen und ihm gesagt: „Sag Todd, dass ich ihn noch immer liebe.“ Nee, das kratzt mich wirklich nicht. Jeder muss für seinen Lebensunterhalt aufkommen, und Todd versucht eben, die Miete für seine Behausung in Hawaii einzuspielen.
In den letzten zehn Jahren wurdest du jeden Sommer zum musikalischen Straßenkämpfer. Doch davor gab es Zeiten, in denen du dir nur die Nase gepudert und zur Flasche gegriffen hast. Denkst du noch oft an diese Phase zurück?
Sagen wir’s mal so: Ich war gestrandet, gestrandet in dieser Gegenwelt der Nachtwelt, in der nur Alkohol und Drogen zählten. Ich kriegte nichts mehr auf die Reihe und war nur damit beschäftigt, beschäftigt zu sein. Du machst dir jede Menge Notizen, die du jedoch am nächsten Morgen nicht mehr entziffern kamist. Als diese Periode endlich zu Ende war, fing ich mit den All Starrs an. Ich kehrte wieder ins Licht zurück, denn ich hatte zu viele Jahre in der Dunkelheit vegetiert.
Hat dir dabei jemand geholfen? Nun, eine Menge guter Freunde haben es versucht, aber ohne jeden Erfolg. Ich war einfach zu sehr am Arsch.
Aber vergessen habe ich keinen von denen, die mir wirklich helfen wollten.
Wie sieht heute ein Tag in deinem Leben aus?
Nun, der gravierendste Unterschied zu damals dürfte wohl der sein, dass ich ihn nun tagsüber verbringe. Ich komme nicht mehr erst gegen acht Uhr abends aus dem Bett, sondern stehe morgens mit meiner Frau zwischen sieben und neun Uhr auf. Hat das neuerliche Interesse an den Beatles Unruhe in Ringos beschauliches Leben gebracht? Ja, hat es. Ach, es war so toll, unbeachtet durch die Gegend latschen zu können. Doch plötzlich bist du dank des „1 „-Albums wieder einer der Fab Four, und schon geht das ganze Trara von vorne los. Neulich waren wir in einem Supermarkt, und plötzlich hatte ich den Eindruck, dass man mich regelrecht mit Einkaufswagen verfolgen würde. Noch vor einem Jahr wäre mir das sicher nicht passiert. Wie geht es George momentan?
Glücklicherweise besser. Und vielen Dank für die Nachfrage. Hattet ihr gute Gesellschafterversammlungen in jüngster Zeit? Oh ja! Ich glaube, die letzte hatten wir im März. Endlich war man mal wieder zusammen. Das war ein wirklich angenehmes Meeting. Warum sollte es auch anders gewesen sein, denn die Aktionäre hatten ja ein tolles Geschäftsjahr hinter sich. Oder? In der Tat, die Gesellschafter hatten ein phantastisches Jahr!