Rilo Kiley: 2000 Meilen weg vom Saddle Creek
Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit stehen für Rilo Kiley ganz weit vorne: Dass die beiden Songwriter der Band, Jenny Lewis und Blake Sennett, vor 20 Jahren in TV-Serien wie „Twilight Zone“, „Golden Girls“ oder „Roseanne“ als Kinderstars im Rampenlicht standen, kehrt die Band lieber unter den Teppich – auch die Tatsache, dass Bright Eyes-Mann Conor Oberst das Quartett aus L.A. als einzige auswärtige Band in seine Omaha-Clique aufnahm.
Für die Veröffentlichung ihres dritten Albums „More Adventurous“ kehrten sie der Saddle Creek-Gemeinde gar kurzerhand den Rücken. Vermutlich auch, weil sie mit der Methode der kleinen Schritte bisher gut gefahren sind – auch wenn der erste Abstecher nach Europa 2003 eher eine Pflichtübung war, wie Lewis zugibt: „In Deutschland und England waren die Shows toll, anderswo fanden sie allerdings in einem etwas zu kleinen Rahmen statt.“ Erlebnisse wie in Skandinavien, als ein Fan bei alten Songs Schlagzeug spielte, die selbst der vor drei Jahren dazugekommene Drummer Jason Boesel nicht kannte, blieben die Ausnahme.
Inzwischen sind die vier so selbstbewusst, dass sie ständigen Vergleichen mit Bright Eyes, The Good Life oder Death Cab For Cutie ohne Argwohn begegnen. „Das Paradoxe ist, dass die Bands selbst am wenigsten von dem Szenegedanken mitbekommen“, sagt Boesel. „Die Fans zu Hause erheben einen Besitzanspruch, während die Band in der Weltgeschichte unterwegs ist und lokale Zugehörigkeiten völlig verdrängt hat.“ Frei von allem Ballast spielen sich Rilo Kiley auf der neuen LP mit Leichtigkeit durch elf Bilderbuchsongs, die von Bläser-veredeltem Westcoast-Pop über zu countryfizierten Folk-Nummern und souligen Crooner-Songs reichen. „Wir hatten dieses Mal keine Angst, uns mehr Freiheiten zu nehmen“, ist Lewis‘ Kommentar zu dieser Glanzleistung bei der „More Adventurous“ nicht nur auf dem Cover, sondern auch auf den Herzmuskeln steht.