Rewind Today 1993: Mick Ronson verstirbt
Mick Ronson stirbt mit 46 Jahren an Leberkrebs. Wir erinnern an den Gitarristen mit einer Musikexpress-Rezension von 1974: "Slaughter on 10th Avenue".
Am 29. April 1993 stirbt Mick Ronson an Leberkrebs. Der Brite galt in den Siebzigern als einer der besten Gitarristen seiner Zeit, hatte maßgeblichen Einfluss auf David Bowies Musik, nicht zuletzt durch sein Mitwirken in dessen Band The Spiders From Mars. Zum 20. Todestag Ronsons erinnern wir einer Rezension seines ersten Soloalbums an dessen Können: „Slaughter on 10th Avenue“, erschienen in der Musikexpress-Ausgabe 6/1974.
Mick Ronson – Slaughter on 10th Avenue
Seit David Bowie seiner surrealistischen Rock’n’Roll-Show ein vorläufiges Ende bereitete, um sich Filmplänen zu widmen, hatte wohl jeder, der Davids Musik aufmerksam zuhört, auf ein Solo-Album Mick Ronsons gehofft. Endlich ist es soweit. David Bowies Solo-Gitarrist legte seine erste Scheibe vor. ‚Slaughter on 10th Avenue‘ wurde in der englischen Fachpresse in den höchsten Tönen gepriesen – wahrscheinlich wohl auch, weil der ‚Meister‘ selbst als Mitkomponist auf dieser Scheibe verantwortlich zeichnet.
Tatsächlich ist es eine gelungene Produktion. Auch wenn Mick kaum eigene musikalische Wege geht. Aber das wird eingefleischte Bowie-Fans kaum stören, die sich, von ‚Pin-ups‘ enttäuscht, bis zum Erscheinen von Davids nächster LP ‚Diamond Dogs‘ gedulden müssen. Mick schöpft auf ‚Slaughter‘ das Material, von Aladdin Sane‘ und ‚Ziggy Stardust‘ weiter aus. Alles das, was sich mit Rücksicht auf Davids Gesang bei diesen Produktionen mehr oder weniger im Hintergrund abspielte, tritt nun in den Vordergrund. Vor allem natürlich Micks lässig-rauchige Stimme. Für Qualität bürgt die Mitarbeit von Aynsley Dunbar (drums), Mike Garson (piano) und Bassmann Travor Bolder. Am besten gefiel mir das Medley ‚Pleasure Man/Hey Ma Get Papa‘ mit jazzigen Klavierpassagen und bemerkenswertem Elektronikeinsatz. ‚Only After Dark‘ bringt Mike mit kellertiefer Stimme, an die Kategorie kitschiger Love-Songs anknüpfend; allerdings nicht ohne ironische Distanz. Dieses Stück wird übrigens beim Titelsong ‚Slaughter on 10th Avenue‘ wieder aufgenommen und variiert. Insgesamt kein sensationelles, aber ein recht gutes Album.
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