Rewind Today 1967: Die Beatles veröffentlichen ‚Strawberry Fields Forever‘ und ‚Penny Lane‘
Die Beatles veröffentlichen ihre vielleicht populärste Doppel-A-Seiten-Single: "Strawberry Fields Forever / Penny Lane".
Mit „Strawberry Fields Forever / Penny Lane“ veröffentlichen die Beatles am 13. Februar 1967 ihre vielleicht populärste Doppel-A-Seiten-Single. Allerdings markiert die Single auch das Ende einer Supererfolgreich-Strecke: Erstmals seit „Love Me Do“ von 1962 erreichen Beatles-Singles nicht Platz 1 der UK-Charts.
Diesen Platz blockiert Engelbert Humperdincks „Release Me“ – weil die BBC sowohl „Strawberry Fields Forever“ als auch „Penny Lane“ als zwei verschiedene Singles wertete.
In der Ausgabe 1/2010 besprechen wir die Entstehungsgeschichte von „Strawberry Fields Forever“:
John Lennon schrieb den Song im September 1966, als er während der Dreharbeiten für „Wie ich den Krieg gewann“ in Spanien war. Zum ersten Mal seit Jahren hatte er das tägliche Beatles-Business hinter sich gelassen und nutzte die Freiheit, um tief in seinen Kindheitserinnerungen zu kramen. 1968 erzählte er dem ROLLING STONE: „Wir wollten einen Song über Liverpool machen, und ich listete die wohlklingenden Namen der Stadt auf. Im Fall von Strawberry Fields stellten sich Assoziationen ein, denn das kann letztlich jeder Ort sein, an den man sich wünscht.“ Strawberry Field (das „s“ stammt von Lennon) war ein Kinderheim, ganz in der Nähe des Hauses seiner Tante Mimi, in dem Lennon aufgewachsen ist. Der junge Lennon, von seinen Eltern zur Tante abgeschoben, kletterte oft über die Mauer des Waisenhauses, um in dem verwilderten Garten zu spielen.
„Im Kindergarten fanden mich die anderen cool“, so Lennon 1980. „Ich war mein Leben lang anders. Im zweiten Vers heißt es:, No one I think is in my tree.‘ Was ich sagen wollte: Niemand schien so beliebt zu sein wie ich. Deshalb musste ich entweder verrückt oder ein Genie sein. Dann die nächste Zeile:, I mean it must be high or low‘: Irgendetwas muss mit mir nicht stimmen, dachte ich mir, weil ich Dinge sah, die andere Leute offensichtlich nicht sahen.“
Nachdem er den Song an einem spanischen Strand zu Ende geschrieben hatte, kehrte er nach England zurück und stellte ihn der Band vor. Toningenieur Geoff Emerick erinnert sich: „Für einen Moment war es komplett still, bis Paul beeindruckt sagte:, Das ist brillant.'“ Bis zu diesem Zeitpunkt war der Song eine akustische Ballade, die vage an Dylans „It’s All Over Now, Baby Blue“ erinnerte. Im Studio aber, nachdem die Beatles tagelang experimentiert hatten, entwickelte er ein eigenes Leben. Da die vier sich Monate zuvor von Live-Auftritten verabschiedet hatten, hatten sie nun die Muße, an dem Song zu feilen und in den nächsten zwei Wochen mehrere Versionen auszuprobieren. Das Intro komponierte McCartney an einem Mellotron, dem Vorläufer des Synthesizers.
Lennon wollte unterschiedliche Aufnahmen kombinieren – ungeachtet der Tatsache, das sie verschiedenen Tempi und Tonarten hatten. Produzent George Martin löste das Problem, indem er die eine leicht beschleunigte und die andere verlangsamte – was den unheimlichen Tonfall von Lennons Stimme noch verstärkt und dem Song eine Atmosphäre surrealer Zeitlosigkeit verleiht. Die endgültige Version endet mit dem Auszug einer längeren Jam-Session, in deren Verlauf Lennon einmal „cranberry sauce“ sagt. Die „Paul is Dead“-Spinner sollten darin später „I buried Paul“ hören.
„Strawberry Fields“ war die erste Aufnahme der „Sgt. Pepper“-Sessions. Die ungeahnten Möglichkeiten der neuen Studiotechnik, die auch der anderen Liverpool-Reminiszenz – McCartneys „Penny Lane“ – sichtlich zu Gute kamen, eröffneten neue Möglichkeiten. Auch die LSD-inspirierten, traumwandlerischen Texte schienen ein neues Kapitel aufzuschlagen. Die beiden Tracks sollten daher eigentlich das Herzstück des kommenden Albums werden, aber da EMI eine neue Single forderte (die letzte war bereits sechs Monate alt), wurden beide Songs im Februar 1967 als „Doppel-A-Seite“-Single veröffentlicht. Die Entscheidung, die beiden Tracks aus dem „Sgt. Pepper“-Kontext zu entfernen, bezeichnete George Martin später als „die größte Fehlentscheidung meiner ganzen Karriere“.
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