Rewind Today 1966: die Beach Boys veröffentlichen ‚Pet Sounds‘
Die Platte war so gut, dass sich die Beatles angefeuert fühlten mit "Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band" ein noch besseres Album aufzunehmen. Vor 47 Jahren erschien das Meisterwerk der Beach Boys: "Pet Sounds".
Am 16. Mai 1966 veröffentlichten die Beach Boys ihr Album „Pet Sounds“. Mitterweile gewinnt diese Platte fast jeden Kritikerpoll.
Für die Ausgabe 10/2006 besprachen wir die 40th Anniversary Edition:
The Beach Boys: Pet Sounds – 40th Anniversary *****
Egal, wie demonstrativ alle nachher eitel Freude und Eintracht bekundeten: Es muss Mike Loves Selbstbewusstsein ziemlich angekratzt haben, als Brian Wilson ihn ausgerechnet vor diesem ehrgeizigen Lieblingsprojekt förmlich ausbootete und sein Name am Ende nur bei einigen wenigen Songs im Kleingedruckten auftauchte. Erste Wahl als Textautor war Tony Asher. Hinterher waren alle froh, als die Sessions zu „Pet Sounds“ endlich (dokumentiert vor Jahren auf einem 4-CD-Box Set) abgeschlossen waren. Wieso Wilson ausgerechnet einem Werbetexter vertraute, dass der die richtigen Worte für acht seiner Kompositionen finden würde, ist immer noch ein wenig mysteriös.
Einige seiner Ideen findet er – auf der Bonus-DVD dieser Edition zum 40. Geburtstag des Albums dokumentiert – selbst immer noch genial. Die Lyrics zu „Caroline No“ beispielsweise. Überhaupt liefert Asher hier einige der erhellendsten Beiträge zum Schaffensprozess und zur Entstehung der Platte. Wilsons Kollegen sondern da eher Banales bis Peinliches ab. Bruce Johnston etwa bemüht zum Vergleich und als Maßstab von derselben künstlerischen Größe ausgerechnet Sergej Rachmaninoff. Mit dem Schaffen dieses Komponisten hat das von Brian Wilson ausgesprochen wenige Berührungspunkte, egal ob man Symphonien oder Klavierwerk des russischen Kollegen dafür in Betracht zu zieht.
Auch Mike Love wusste angeblich immer schon, dass hier ein Meisterwerk im Werden war, als er mit der Band von einer Japan-Tournee zurückkam und mit so gut wie fertigen Kompositionen konfrontiert wurde. In Wirklichkeit betrachtete er, wie glaubwürdig dokumentiert ist, das ganze Projekt als „Brian’s ego music“, fand etliche der Songs ziemlich widerlich und hasste vor allem die (für ihn natürlich erkennbar) unter dem Einfluss von LSD komponierten. Alarmierend musste für ihn auch sein, dass Capitol wenige Wochen nach der Aufnahme hektisch „Caroline No“ veröffentlichte – als erste Solo-Single unter Brian Wilsons Namen. Die dann aber nur ein kleiner Hit wurde, Platz 32, für Beach Boys-Verhältnisse ein arger Flop. Also koppelte man gegen Wilsons Willen „Sloop John B.“ und „Wouldn’t It Be Nice“ aus (dann auch beide prompt Top Ten) und veröffentlichte das Album, bevor Asher auch für „Let’s Go Away For A While“ einen Text geschrieben hatte oder „Good Vibrations“ fertig war. Man betrachtete die Band schlicht als Eigentum der Firma und ihre Platten, wie die der Beatles auch, als Lizenz zum Gelddrucken. In den Liner Notes der Jubiläums-Edition wird wieder Brian Wilson mit der festen Überzeugung zitiert, er betrachte „Let’s Go Away For A While“ als „the most satisfying piece of music I’ve ever made“ (so jedenfalls 1967) und auch mit der 1996 nachgereichten Anmerkung: „That’s a great Burt Bacharach type of thing.“
Völlig ungewöhnlich war für das Jahr, dass von „Pet Sounds“ nicht auch ein Stereo-Mix produziert und veröffentlicht wurde. Praktisch alle Plattenfirmen brachten von ihren namhaften Bands die neuen LPs immer auch wenigstens als Angebot in den wichtigsten Märkten in Stereo-Abmischungen heraus.
Die Geburtstags-Ausgabe enthält neben dem Mono-Mix auch die erstmals für die „Sessions“-Box produzierte Stereo-Fassung in neuer Überspielung, außerdem auf der Bonus-DVD die hochauflösende 96 KHz/24-bit-Version und die etwas verunglückte Surround-Fassung. Das Schmankerl für Kenner aber ist eine bislang unveröffentlichte BBC-Dokumentation von 1998: George Martin besucht Brian Wilson daheim, am Ende sitzen die beiden in seinem Privatstudio. Brian hat das Original-Multitrack zu „God Only Knows“ besorgt, der alte Herr führt ihm mit ein paar Handgriffen am riesigen Mischpult vor, wie man – die Spuren etwas anders ausbalanciert – den Mix noch besser hätte klingen lassen können. Brian staunt! (Für Vinyl-Junkies auch als Doppel-LP.
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