Zola Jesus

Conatus

Souterrain Transmissions

Das dritte Album von Nika Roza Danilova alias Zola Jesus klingt wie ein stolzer Tanz mit kalt glänzenden Maschinen. Als würde sich die mächtige Stimme der zierlichen 22-Jährigen über die Ruinen einer postapokalyptischen Welt erheben. Wie Kriegstrommeln dröhnen die Beats, scharf akzentuierte Streicher setzen Ausrufezeichen, die Klänge der Synthesizer sind bestimmt von einer grobkörnigen Eisschicht überzogen.

Nika Roza Danilova wuchs auf in den Wäldern von Wisconsin, wollte zuerst Opernsängerin werden, entdeckte dann die Industrial Music von Throbbing Gristle und studierte letztlich Französisch und Philosophie. Ihr klangvoller Name ist eine Reverenz an Jesus Christus und Émile Zola – Gottes Sohn und das schlechte Gewissen der französischen Bourgeoisie. Das beweist einen starken Willen zum Pathos, und auch die Songs von „Conatus“ halten sich in dieser Hinsicht nicht zurück: „Lick The Palm Of The Burning Handshake“ heißt eins der besten Stücke des Albums. Die Instrumente setzten hier nur den Rahmen, es ist die multiplizierte Stimme, die den Raum füllt und dominiert. Die Alten werden sich an Grace Slick erinnern, die Sängerin von Jefferson Airplane, andere erkennen den herrischen, glasklaren Sound von Siouxsie Sioux.

Natürlich ist das Gothic, so sehr Zola Jesus das abstreiten mag, von mir aus gerne auch „Neo-Gothic“. Auch „Vessel“, das sich schon seit Wochen in den Blogs und Netzwerken herumtreibt, trifft diesen größenwahnsinnigen, egomanischen Ton. Hört nur, wie Zola Jesus in dieser Echokammer von einem Song herumstolziert und mit tausend Stimmen ansingt gegen das Inferno der Trommeln. „Hikikomori“ ist dagegen fast leise, die Streicher sägen dafür umso intensiver. Wird es jemals wieder Tag?

Der Vorgänger „Stridulum II“ war deutlich poppiger, abwechslungsreicher und zugänglicher. Doch wenn „Conatus“, dieser immer etwas unheimliche Nachtfalter von einem Album, seine dunklen Schwingen ausbreitet und man lange genug beim Schlagen zuhört, dann möchte man auf die strenge Schönheit dieser Musik auf keinen Fall mehr verzichten.

Beste Songs: „Hikikomori“, „Lick The Palm Of The Burning Handshake“