Auch diese Künstlerin, in ihrer südkoreanischen Heimat ein Star, muss man nicht dringend unter Jazz einsortieren, aber eine gewisse Sensibilität gegenüber dem Material und natürlich der eleganten und elegant beweglichen Stimme fügt sie ins Genre. Mit Marc Ribot an der Vibratogitarre arbeitet sie zum Beispiel die jazzige Harmonisierung von Hendrix’ wunderbarem „Drifting“ schön heraus.

Sehr gelungen auch „Fools Rush In“, das alte Johnny-­Mercer-Stück mit einer wimmernden Orgel, die gleichermaßen nach Billig­karussell und Geisterschiff klingt. Manchmal erkennt man die gewisse Fremd­heit oder Zeitlosigkeit, die der Jazzer so oft gegenüber Popmaterial zu empfinden scheint. Aber insgesamt zeigt sich Youn Sun Nah hier wieder einmal als Künstlerin, die interessant den Zuschreibungen und Erwartungen der Genres entgehen – und dennoch beider Qualitäten bewahren kann.