Yo La Tengo

Guter Titel, „Sommer Sun“. Natürlich ist es ein durch und durch amerikanischer Sommer, den uns Yo La Tengo hier in sanften Tönen ausmalen. Ein Sommer, der die alten Mydien beschwört: Ein offener Ford Mustang auf einem schmalen Highway, der sich an der Küste entlang schlängelt. Die weit entfernten Surfen die wie kleine schwarze Punkte durch die rollende Brandung hüpfen. Das Salz in der Luft, die zartblassen, lindgrünen Blätter an den Bäumen.

All das ist natürlich nur eine Ahnung, ein Gefühl – nichts, was wirklich hörbar wäre. Sicher, gleich der erste Song trägt den Titel „Beach Party Tonight“, doch das Stück wirkt, als sei die Feier längst zu Ende. Nur ein letztes Paar hält sich noch aneinander fest, während am Himmel verheißungsvoll die Sterne funkeln.

Das Ehepaar Hubley/Kaplan und ihr derzeitiger fester Bassist James McNew klingen im 19.-La-Tengo-Jahr so homogen und melodisch wie selten zuvor. Etwas Warmes, Liebevolles liegt über dieser grandiosen Platte, die eher an Stereolab und Jefferson Airplane erinnert als an die alten Idole Velvet Underground. Meist sind es klassische, von Sixties-Pop beeinflusste Songs, die dezent und sehr eigenwillig arrangiert wurden. Den Text von „Don’t Have To Be So Sad“ flüstert Ira Kaplan fast beschwörend, während Gitarre und Piano ganz weit im Hintergrund einsam ihre Kreise ziehen. Es liegt etwas Tröstliches in diesem Stück, das allein vom Bass und einer lebe rückwärts laufenden Schlagzeugspur getrieben wird.,,Nodiing But You And Me“ steckt dagegen voller geheimnisvoller Echos – irgendwo zwischen Dub und Psychedelic-Rock. An „Nuclear Blast“, die vor einigen Monaten veröffentlichte EP mit Sun-Ra-Coverversionen, erinnert allein das jazzige, mit Gastbläsern eingespielte „Let’s Be Still“.

Ausgerechnet in Nashville haben La Tengo ein Album aufgenommen, das so sonnensatt, so blütenduftig klingt, als sei es zwischen San Francisco und Big Sur entstanden. Wenn unser Sommer so wird wie diese Platte, dürfen wir uns freuen.