William Patrick Corgan
Cotillions
Americana vom Smashing-Pumpkins-Chef
Nach „Vol. 1“ des letztjährigen Smashing-Pumpkins-Albums „Shiny And Oh So Bright“ wäre eigentlich ein „Vol. 2“ zu erwarten gewesen. Aber der erstaunliche Misserfolg der mehr als gelungenen Oldschool-Rock-Platte muss Billy derart entmutigt haben, dass er nun zum zweiten Mal nach „Ogilala“ (2017) wieder zu William Patrick wird, einen Gang runterschaltet und Volksmusik zum Besten gibt. Er kann das ja gelegentlich, aber noch besser bei fremdem Material. Seine Coverversion des Fleetwood-Mac-Lieds „Landslide“ war fast so berührend wie seinerzeit das Original von Stevie Nicks.
Corgan begreift sich als US-Historiker, der Trauerstätten aufsucht. Nach dem Besuch der Schauplätze des Amerikanischen Bürgerkriegs, die in verzweifelt-patriotische Songs mündeten („Shiloh“, „Antietam“), zieht es ihn als Erzähler diesmal nach Texas, den Selbstmord im Sinn. Auf „Cotillions“ klagt dazu ein Gospel-Chor, der wie schon auf „Shiny …“ überraschend gut mit Corgans eher bescheidener Stimme harmoniert. „Verstreut meine Asche in der Prärie“, singt er in „To Scatter One’s Own“, dazu spielt er Banjo und Slide-Gitarre, im Hintergrund veranstaltet seine neue Truppe – bei Redaktionsschluss war nur bekannt, dass es sich um „bemerkenswerte Nashville-Sessionmusiker“ handelt – tollwütiges Konföderierten-Gefiedel.
„Cotillions“ ist ein ordentliches, wenn auch nicht mitreißendes Werk geworden. Das liegt jedoch weniger am Folk-Arrangement als an den Songs selbst. Fast alle Solo-Akustikstücke seiner bald 30 Jahre währenden Karriere funktionieren streng genommen als „Pumpkins Unplugged“. Deshalb stellt sich bei Liedern wie „Faithless Darlin’“ oder „Colosseum“ die Frage, ob sie mit seiner alten Band nicht doch größer geklungen hätten. Lauter muss zwar nicht immer toller sein. Es aber auch allein mit einem Instrument zu schaffen, das ist ein Test, den etwa Bruce Springsteen oder Neil Young stets bestehen, Billy „William Patrick “ Corgan jedoch nicht immer. (Martha’s Music)