White Lies

Big TV

Universal

„Big TV“ von White Lies ist kein bisschen erträglicher als Musik von Nickelback, wobei man über eine klischeeüberfrachtete Rock-Pfeife wie Chad Kroeger wenigstens herzhaft lachen kann. Und nein, diese Aussage nehme ich auch unter Androhung äußerster seelischer Gräueltaten (ein Buch von Paulo Coelho lesen, alle Teile von „Eis am Stiel“ gucken etc.) nicht zurück.

Angedeutet hat sich die graue Monotonie des neuen Albums ja schon auf dem Vorgängerwerk „Ritual“, das aber zumindest stellenweise stilistisch raffinierter war und bei dem die Fundamente der Songs noch nicht in einem einzigen Jahrzehnt festbetoniert schienen. Bei „Big TV“ kann man dagegen nicht mehr an sich halten und möchte zwischen Harry McVeighs sonorem Gesang, Disco-Synthies und Panorama-Riffs immer wieder laut ausrufen: „Wann hört diese egozentrische Achtziger-Revival-Nabelschau endlich auf? Und wird sich Ian Curtis im Grab umdrehen angesichts dieser selbsternannten Enkel?“ Mainstream-Waver wie White Lies oder die Editors schlachten Joy Divisions bitter-schwarze Melodien aus wie den Bauch eines ausrangierten Frachtschiffs. Die Ideenarmut lässt sich auch nicht übertünchen, indem man ein paar orchestrale Einschübe und The-Edge-Gitarren ergänzt („First Time Caller“) oder McVeigh zu Unter-Wasser-Klavier „Change“ herbeisehnt. „Big TV“ bleibt dem Titel getreu ein hohles, geblähtes Irgendwas, das überlebensgroße Gefühle beschwören will, aber samt monströsem 80er-Jahre-Pathos untergeht. Musik, die sich selbst zu ernst nimmt und dabei so bieder und ereignislos daherkommt wie kaum eine gehypte Brit-Band. Mit Ausnahme von Elbow vielleicht.