Wayne Graham
„Bastion“
Hickman Holler/Thirty Tigers/Membran (VÖ: 6.9.)
Herausragende Americana gegen Hass und Rassismus.
Wer aus einer Region mit einer, nun ja, schwierigen Mentalität stammt, kann ein sehr langes und irgendwann auch ziemlich monotones Lied über die Beziehung zur Heimat und die Gepflogenheiten ihrer Bewohner singen. Poesie wird aus der Abrechnung mit der eigenen Herkunft jedenfalls selten. Hayden Miles gelingt dieses Kunststück auf dem neuen Album seiner Band, die er mit seinem Bruder Kenny seit 2010 betreibt, gleich mehrfach, am erschütterndsten, aber auch erhebendsten im Song „Swingin’ ’Round“: „Like generations before me/ Living hard and shooting guns/ Riding side by side in the mud/ Getting drunk for fun/ And there’s church in the morning.“
Ein Sound, der nicht gläubig, aber demütig macht
Saufen, Schießen, Beten – in diesem Triptychon bewegen sich die Brüder Miles mit zunehmender Entfremdung. Es sind Bilder aus ihrer Geburtsstadt Whitesburg im US-Bundesstaat Kentucky. Doch es geht hier nicht um die üblichen White-Trash-Klischees, die von liberalen Medien gern aufgegriffen werden. Vielmehr versuchen Wayne Graham den Gründen nachzuspüren, weshalb immer mehr Leute in ihrer Umgebung einen von rechten Populisten und radikalen Evangelikalen gemixten Cocktail aus Hass, Rassismus und pervertiertem Patriotismus trinken.
„What ever happened to Empathie und Versöhnung?“, scheint sich die Band auf „Bastion“ zu fragen. Zu Klängen, die ihre ohnehin faszinierende Americana noch einmal erweitern. Vorbild für „We Could’ve Been Friends“ war James Murphys LCD Soundsystem, die repetitiven Gitarrenparts und das quasielektronische Hintergrundrauschen zeigen aber auch die Meisterschaft des Dresdner Musikers Ludwig Bauer, der Wayne Graham seit „Joy!“ (2018) mit seinen fabelhaften Ideen und Arrangements unterstützt. „The Patsy“ und „All The Way“ er gänzen Jazz und wilcoesken Noise. Und dazwischen zaubern Wayne Graham immer wieder so ein Folk- Rock-Kleinod wie „A Silent Prayer“. Ein Sound, der nicht gläubig, aber demütig macht.
Wayne Graham begeben sich im Herbst 2024 auf Europatour. Hier können sie live erlebt werden:
- 29.10. Rough Trade Instore – Berlin
- 30.10. Kulturhaus Insel – Berlin
- 8.11. Horch! – Pforzheim
- 16.11. Rolling Stone Beach – Weissenhäuser Strand
- 19,11. Dresden – Ostpol
Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.