Katie Crutchfield schreibt Lo-Fi-Songs über das Ende der Jugend „Mir doch egal, ob ich zu jung bin, um unglücklich zu sein“, lautete im vergangenen Jahr Katie Crutchfields Motto auf „American Weekend“, ihrem Solo­debüt als Waxahatchee. Dort sang die damals 23-jährige Indie-Musikerin weltmüde, zweifelnde Songs mit raukehliger, zaghaft punkiger Stimme, wozu sie eine recht krude akus­tische Gitarre schrummte. Die Unfertigkeit des Sounds schuldete sich natürlich auch der Tatsache, dass sie das Album eingeschneit und abgeschnitten im einsamen Elternhaus am Waxahatchee-See in Alabama aufgenommen hatte.

Für „Cerulean Salt“ holt sie sich nun auch mal Mitmusiker und brutzelne Verstärker dazu, ohne den grundlegenden, ganz reizenden Lo-Fi-Charakter aufzugeben. Dafür hat nun das Unglück einen Namen: Vor allem plagt sie die Ödnisvision der bürgerlichen Zweisamkeit, die sie mit dem Erwachsenwerden verbindet und als Einschränkung der ungerichteten Bewegung fürchtet. Besonders apart hört sich das auf der gelayerten Kindermelodie von „Blue Pt. 2“ und dem verschrammten „Dixie Cups And Jars“ an, in dem sie von der Hochzeit einer Freundin erzählt, von Make-up wie Teer, billigen Sektflöten, Pappbechern und dem dringenden Bedürfnis, sich sofort irgendwohin davonzumachen.

Das forsche und mitunter ziemlich geräuschvolle Scheppern und Kratzen der Stücke erinnert manchmal an ihr großes Vorbild Cat Power, aber auch an die frühe Liz Phair. Dem manchmal aufsässigen Ton hört man wiederum auch an, dass Crutchfield mit ihrer Zwillingsschwester Allison seit der Schulzeit in DIY-Indie-Punkrockbands wie The Ackleys und den hübsch benamten P.S. Eliot spielte.

Was einen am meisten für Crutchfield einnimmt, ist jedoch die leichte Unbeschwertheit und Umstandslosigkeit dieser nüchtern-furchtsamen Lieder vom Ende der Jugend – und vom Willen, sich nicht widerstandslos zu ergeben.