Warpaint

Heads Up

Intelligenter Pop vom Frauenquartett aus L.A., das mit Discosounds und viel Bass wieder zwischen allen Stühlen spielt

„Wir wollten das Tempo anziehen und ein bisschen Spaß haben“, diktierte Emily Kokal, die Chefin des Frauenquartetts aus Los Angeles, ihrer Platten­firma in den Waschzettel, als es darum ging, ihr neues Album, das dritte seit 2010, von den anderen zu unterscheiden. Spaß bei der Arbeit haben ­wollen: Wer könnte es nicht verstehen? „Heads Up“: So machen sich die vier also Mut und bringen tatsächlich den einen oder ­anderen Song in einen ungefähren Vier-auf-den-Boden-Disco-­Rhythmus, genauer: „New Song“ und „So Good“. Ersteren halten sie dabei auch recht poppig, weshalb er nett, aber nicht so interessant ist. In Letzterem jedoch arbeiten sie mit einem Hauch Dancepunk (circa 2004, dem Gründungsjahr der Band) und mit schicken Filtern, die den dreampoppigen Hintergrund schön verdrehen und verschlurfen. Während der Gesang ein bisschen wässrig murmelt, geben sie irgendwann noch E-Rasseln, spinnerte Fiepgeräusche und im Vibrato vertwangte Gitarre dazu – sehr gut.

Aber ist das jetzt etwas Neues? Eigentlich nicht. Gelungen am Warpaint-Gesamtkonzept war ja schon bisher, dass man nichts genau wusste. Denn sie hingen zumal auf dem letzten, nach der Band benannten Album irgendwo zwischen verträumt verhangenem und vernebeltem Indierock, nuscheliger Neopsychedelia und mit Bassbewegungen sympathisierendem Brit-Post-Rock. Sogar Indietronica funkelte am Horizont. Gerade habe ich noch mal nachgeschaut und auf dem letzten Album auch den seinerzeit überraschenden (und tollen) Disco-Funk-Track „Disco//Very“ gefunden.

Allerdings haben sie gegenüber diesem Vorgänger die Rhythmusspuren angezogen und auf die ganz verhuschten Tracks verzichtet. Es gibt einige sehr hübsch durch Schaben, Wabern, Pochen, Zittern und Kratzen aufgepeppte Downbeats, durch die fein suggestiv Kokals helle Stimme (oder meist ein Stimmchor) weht; melodische, verhallte Gitarren führen sie oder ranken sich drumrum.

Mir gefallen Warpaint umso besser, je stärker sich der Bass einmischen darf. So wie im eiligen Titelstück: Darin gelingt es ihnen raffiniert, klopfend-topfige und zischende Drums und einen vordergründigen, insistierenden Bass so unter Chorgesang und helle Gitarre zu legen, dass der Track dennoch flauschig und schwebend klingt. Und dann gönnen sie sich noch eine quietschende Figur von links. Mit anderen Worten: sehr angenehmer, intelligenter und stimmungsfester Pop. (4AD/Beggars/Rough Trade)