She & Him
Volume 3
Domino
Gefühliger Indie-Pop: Deschanel und Ward fällt nichts mehr ein
Ist es Dream-, Girl-, Retro-Pop? Diese verzuckerte Sahnehäubchenmusik taugt jedenfalls maximal zur Berieselung beim nächsten Business-Brunch oder beim Sektfrühstück an Sonntagen, wenn Sie die „Best Of Lionel Richie“ zwischen den weißen Samtkissen gerade nicht mehr finden können.
Warum She, also Zooey Deschanel, bekannt durch ihre tapsigen Schauspielversuche in der Comedy-Serie „New Girl“ und die Heirat mit Indie-Fliegengewicht Ben Gibbard (Death Cab For Cutie), sich dafür nicht zu billig ist, verwundert eher wenig. Nur Him, also Singer/Songwriter M. Ward (Bright Eyes, Monsters Of Folk), traut man derlei Gefälliges gar nicht zu. Dabei ist „Volume 3“ – rechnet man die Weihnachtsveröffentlichung „A Very She & Him Christmas“ mit -bereits das vierte Album der beiden.
Es ist auch ihr mit Abstand langweiligstes. Natürlich denkt man bei „I’ve Got Your Number, Son“ an die Ronettes. Nur hatten die eben richtige Hits, deren dunkelrote Romantik oft ins Schwarze zu kippen drohte und auch das Abgründige, die Kehrseite des Liebestrunkenen nicht verheimlichten. Deschanel simuliert all das nur in ihrem cremefarbenen Timbre. Die Instrumente dienen lediglich der Illustration ihrer Gefühlsnostalgie – zum Beispiel im Schmachtfetzen „Hold Me, Thrill Me, Kiss Me“. Auch die Coverversion von Blondies „Sunday Girl“ wirkt blässlich und hat nichts von der aufreizenden Lässigkeit des Originals.
Besser wird’s schließlich in „Together“, in dem sich Streicher und Bläser mal ein bisschen aus dem wolkigen Kuschelpuschel erheben, kontrastieren, duellieren dürfen. In „London“ singt Deschanel zum Klavier mit der kühlen Inbrunst einer Chan Marshall alias Cat Power. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, immerhin.