Utada ´s „Exodus“
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Wie Kate Bush im Spielzeugland: Die Japanerin will den Westen erobern. Da bekommt man mit der Post das Album einer jungen japanischen Sängerin zugeschickt und wundert sich: Fast 20 Millionen CDs hat die 23Jährige Utada Hikaru in ihrer Heimat bereits verkauft, ohne dass in Europa ein einziger Sack Reis umgefallen wäre. Nur Elton John wusste früh Bescheid und raunte schon Anfang letzten Jahres einem Reporter ungefragt ins Mikrophon: „She could be the first Japanese recording artist to reallv make it in the West“.
„Exodus“ ist nun der Versuch einer freundlichen Übernahme, das erste englischsprachige Album Utadas, die in Japan längst zu den 100 reichsten Menschen gehört. Doch oh weh: In den USA verkaufte sich das Werk bloß 40.000 mal, und auch in England hielt sich der Erfolg in Grenzen.
Warum nur, fragt man sich, wo Utada doch klingt wie eine Teenager-freundliche Version von Kate Bush. Es sirrt und klingelt, bimmelt und klöppelt wie in einem verwunschenen Spielzeugland. Die Tochter einer traditionellen japanischen Sängerin hat auch eine wirklich beeindruckende Palette vokalakrobatischer Kunststücke auf Lager, ist dabei allerdings nie so radikal wie Björk. Denn das hier ist lupenreiner Pop, der gerne etwas geheimnisvoll sein möchte, aber auf jeden Fall auch tanzbar. „Devil Inside“ war in den USA ein sehr erfolgreicher Dance-Track, vielleicht wegen der stimmungsvollen Kulisse aus sanft exotischen Harfenklängen. „Exodus 04“ hat man gleich von Beatmeister Timbaland anfertigen lassen, der hier allerdings rhythmisch hinter seinen Fähigkeiten zurückbleibt. Trotzdem: Der Refrain läuft wie ein Löffel Honig in die Ohren und bleibt dort auch genauso hartnäckig kleben. Das schwächere „Let Me Give You My Love“ entstand ebenfalls mit Timbaland – die restlichen Songs hat Utada allein geschrieben und (mit-)produziert.
Sollte Madonnas nächstes Album von Kate Bush produziert werden, würde es sich so ähnlich anhören wie „Exodus“. Will sagen: schöne Pop-Platte, aber irgendwie zwischen den Stühlen. (UNIVERSAL) JÜRGEN ZIEMER