Underworld

A Hundred Days Off

V2

Hymnische, bequeme Hänger-Platte zur Zeitverschwendung

Sie lieferten vor sechs Jahren nicht weniger als den endgültigen Beweis dafür, dass sich Techno auf der musikalischen Werteskala nicht notwendigerweise zwischen „dürftig“ und „deppert“ einpendeln muss. Ein Vorurteil im Übrigen, das den Rave-unerprobten Erwachsenen zwangsläufig überkommen musste, sofern er sich nur via „Viva“ informierte und von Dumpfbacken wie Westbam oder Scooter abschrecken ließ. „Born Slippy“ war ein fulminantes Stück Musik, dramaturgisch raffiniert und gefährlich euphorisierend. Shouting: lager, lager, lager, mega-mega-whitething. Verboten.

Inzwischen zum Duo geschrumpft, haben Underworld diese schiefe, schlüpfrige Ebene längst verlassen und es sich bequem gemacht auf den Diwans und Flokatis der Chillout-Zonen. Runde, weiche Ambient-Klänge stoßen auf ruhig dahinblubbernde Beats und vereinigen sich zu Sound-Strömen mit geringer Fließgeschwindigkeit. Die Dancefloor-Dringlichkeit von ehedem ist wie weggeblasen. Stattdessen setzen Karl Hyde und Rick Smith auf das Hypnotische, verhalten Hymnische. Stets angenehm, nie aufregend. Höhepunkt, schon des Überraschungsmomentes wegen, ist „Trim“: ein träge plätschernder Shuffle mit Südstaaten-Flair. J.J. Cale im Trance-Club, vier Uhr morgens, totally out of it.

Wie sich überhaupt das vermeintlich abgehalfterte Wort „laid-back“ bestens eignet Atmosphäre wie Klangstrukturen dieser Hängerplatte zu definieren. Sogar die Jazz-Figuren, die auf „Little Speaker“ den Piano-Tasten entfleuchen, haben etwas die Sinne Kitzelndes, die Motorik Lähmendes. Durchaus noch erkennbar Underworld, empfehlenswert aber weniger zum Zuhören als vielmehr zur Zeitverschwendung. Ist für viele ja eh das höchste Glück.