Ty Segall
Twins
Drag City
Drei Langspieler (plus eine Singles-Compilation) in einem Jahr sind selbst dann eine solide Leistung, wenn man sie wie der US-Songwriter Ty Segall stets auch als Stil-Etüden begreift. Diese hier zum Beispiel, so kann man es in aktuellen Interviews nachlesen, widmete er einer nicht näher bezeichneten, ihn jedoch offenbar schwer beeindruckenden Fuzzbox, die nun mit fröhlichem und recht tiefgelegtem Schnarchen durch alle Stücke sägt. Ty Segall gehört zur jüngeren DIY-Szene der Bay Area um Bands wie die Noiseniks Sic Alps, wobei er sich seit 2004 und auf zahlreichen Kassetten, EPs und Singles vor allem mit dem Garagenrock der mittleren bis späten Sechziger beschäftigt. Dies geschieht durchaus unter verschiedenen Blickwinkeln und in unterschiedlicher Besetzung. Während er zunächst allein arbeitete, experimentierte er in diesem Jahr zunächst auf „Hair“ mit dem als White Fence auftretenden Tim Presley mit den sanfter verzwirbelten Motiven der Sixties-Psychedelia bis zu den Beatles. Auf „Slaughterhouse“ lärmte er mit seiner Liveband über Stooges-artige Primitivriffs, wobei er sich zugleich melodiöser und – ja, das geht – kaputter und fransiger ausließ. „Twins“, mit Hilfe der gleichgesinnten The Oh Sees aufgenommen, kann man sich vor diesem Hintergrund als Popalbum mit speziellem Dreh vorstellen: „Doctor, there’s a problem in my brain“, bekennt er auf „You’re The Doctor“. Und so verbindet „Twins“ den sehr lauten und sehr harten Fuzz-Wahn mit melodischem Sinn und präzisem Ohr für die Essenz von Instrumenten und leiernden Psych-Chören. Er stellt, wenn man so will, die überstrahlten und derben Effekte strukturell gleichwertig neben Harmonie und Melodie. Und dieses so analytische wie ironische Verfahren unterscheidet ihn auf angenehm coole Weise von den nur romantischen Revivalisten.