Travis

The Man Who + Live at Glastonbury ’99

Der Britpop-Schwanen­gesang plus Live-Mitschnitt

Oasis–Radiohead–Travis–Coldplay: die letzte bedeutende zusammenhängende Achse britischer Rockbands. Von Mitte der 90er- bis Mitte der Nullerjahre dachte man, die Ära neuer aufeinanderfolgender UK-Super­gruppen würde niemals enden. Heute sind ausgerechnet Travis diejenigen der vier, von denen kaum einer mehr redet, obwohl sich Oasis zum Beispiel längst aufgelöst haben.

Aber die kleine Auflage der Deluxe-­Box ihres zweiten Albums, „The Man Who“, war 2017 schnell vergriffen, sodass dieselbe Edition nun ein zweites Mal aufgelegt wird, leider ohne si­gnierten Kunstdruck.

„Writing To Reach You“, „Turn“, „Driftwood“, „Why Does It Always Rain On Me?“ – vier ihrer Klassiker schrieben sie fast noch zu Beginn ­ihrer Karriere. Und die beigefügte B‑Seiten-Sammlung enthält mit der Akustikversion von Britney Spears’ „… Baby One More Time“ auch einen Trumpf: Travis begründeten damit die Indie-Band-erkennt-den-Charakter-in-Billigpopsongs-Welle.

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Mit „Live At Glastonbury ’99“ erscheint dazu der berühmte Festival-Auftritt auf LP und CD. Vielleicht wäre eine Videoveröffentlichung beeindruckender gewesen. Dann sähe man auch, wie die Band von einem Festivalpublikum umjubelt wurde, das jede Zeile mitsingen konnte – „The Man Who“ war da erst seit wenigen Wochen im ­Handel. Travis spielten bei Tageslicht, und zum Festival-Line-up gehörten R.E.M. und die Manic Street Preachers, aber hinterher redeten ­alle nur über diese Schotten von ­nebenan. Mit ihrer Darbietung von „Flowers In The Window“, das erst zwei Jahre später veröffentlicht wurde, deuteten Travis an, dass ­ihre schönste Musik da erst noch kommen würde.

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Zur Legendenbildung gehörte, dass vor der ersten Songzeile von „Why Does It Always Rain On Me?“ die Sonne verschwand und es zu schütten anfing – als wäre Fran Healy der Eumel, für den Gott nur Spott übrig hat. Andererseits: Wo, wenn nicht in Glastonbury, sollte es regnen? (­Craft/Universal)