Torres

„What An Enormous Room“ – Nervöses Drama

Merge/Cargo (VÖ. 26.1.)

Tonnenschwere Songs mit überraschendem Happy End

Wäre dieses Album ein Kinofilm, wäre es eines dieser nervösen US-Indie-Dramen, die mit unterbelichtet-körniger Optik von verkorksten Beziehungen, Liebe, die am Alltag zerbricht, und einer Frau erzählen, die an sich selbst und ihrem Leben zu verzweifeln droht. Auf „What An Enormous Room“ spielt Mackenzie Scott diese Frau. In „I Got The Fear“ zum Beispiel erinnert sie sich zu einem schlurfenden Beat und einer Schrammelgitarre an geplatzte Träume und an die Panikattacken, die einen auf einer öffentlichen Toilette packen und einem die Luft zum Atmen nehmen. Sie singt zum zerhackten Groove von „Wake To Flowers“ von Verlustängsten. In der fies brummenden und trotzig aufstampfenden Hymne „Collect“ träumt sie dagegen von Rache und fragt zum hämmernden Klavier wieder und wieder: „Did I hit a nerve?“

Hoffnung ist brutal und Glücklichsein eine Illusion

Mackenzie Scott, die seit über zehn Jahren unter dem Namen Torres Alben veröffentlicht, packt auf ihr sechstes Album all das, was tonnenschwer auf ihrer Seele liegt. Die meisten der Songs, die sie mit Sarah Jaffe in Durham/ North Carolina aufgenommen hat, haben für Zuversicht wenig übrig. Denn Hoffnung ist brutal und Glücklichsein eine Illusion, wie etwa die Songs „Ugly Mystery“ und „Happy Man’s Shoes“ zu verzerrten Soundteppichen aus Synthies und Gitarren behaupten. Und selbst an Gott zu glauben ist keine Lösung – er spült dem ertrinkenden Paar in „Life As We Don’t Know It“ nur noch mehr Wasser in den Mund, wenn es nach ihm Ausschau hält: „Yes, it’s true, we’re drowning together/ But we’re so alone.“

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Auch wenn Scott in „Artificial Limits“ mit ätherischem Gesang zwischen einem zischenden Bass, einer quengelnden Orgel und der Andeutung eines Gitarrensolos den Satz „Anything could happen now“ zum Mantra werden lässt, klingt das eher nach dunkler Vorahnung als nach Verheißung. Deshalb erwischt einen das Stück „Songbird Forever“, das das Album beendet und zu einem pulsierenden Synthie und Klavierkadenzen das immerwährende Idyll der glückseligen Zweisamkeit beschwört, nach all der romantischen Tristesse zuvor unvorbereitet.