Tom Liwa

Goldrausch

Gim/Intergroove VÖ: 24. Februar 2012

Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll mit dem Lob auf diese bitterschönen Lieder. Vielleicht bei dem empfindlichen Stück namens „Yoyo“, zu dem Tom Liwa den Text nicht singt, sondern einspricht, seine Ukulele so klar klingen lässt, als ob sie eine Harfe wäre; eine Geschichte erzählt, die vom Ende eines Sommers kündet und dem sich allmählichen Auflösen des Miteinanders; ein Stück, das eine lebensweise und altersmilde Variation Jochen Distelmeyers „Lass uns nicht von Sex reden“-Monolog sein könnte. Oder bei dem in sonniger Lässigkeit das Schwere entdeckenden „Verlorenes Wochenende“, dem immer wieder sanfte Dissonanzen im Idyll auftuenden „Halt dich fest an mir“, im verregneten „Krähen zählen“,  der Popminiatur „Wohin mit dem verheulten Gesicht?“

Tom Liwa versteht „Goldrausch“ als den Abschluss einer Trilogie, zu der auch „Komm Jupiter“ und „Eine Liebe ausschließlich“ zählen. Es ist ein Platte über das Abschiednehmen geworden, über das Weitermachen, über gedämpften Optimismus, über den Sommer, dem immer schon der Herbst innewohnt. Eine Platte voller Songs, die auch in Momenten des Unglücks wunderbar zu leuchten scheinen. Selten klang Liwas Stimme klarer, selten wirkten seine Songs inniger, eindeutiger, präziser und ungeschützter als diese mit Ukulele, Cello, Bass und ein bisschen Percussion inszenierten. Da ist der magische Realismus in „Günther geht, Anna kommt“ ein berückendes Lied über Ende und Anfang, da ist „Dein Wille geschehe“, in dem Liwa zu Beginn des Albums verspricht: „Von hier an keine Tricks und keine Strategie“. Empfindlich nahe kommt er einem jedes Mal dabei. Der Begriff ist zwar etwas in Misskredit geratet, seit Frank Ramond mit seinen Liedern für Annett Louisan, Roger Cicero oder Yvonne Catterfeld das Leichte unerträglich gemacht hat, aber trotzdem möchte man das, was Tom Liwa da macht, Chanson nennen.

Beste Songs: „Yoyo“, „Verlorenes Wochenende“