Tom Liwa
Der, den mein Freund kannte
Ein feierliches, tröstliches Album über das Sterben
Im Corona-Sommer hatte Tom Liwa mit „Beaivvi“ ein Album aufgenommen, das der Sonne huldigte und nur direkt bei ihm erhältlich war. Vom Esoterik-Etikett hat sich der Flowerpornoes-Gründer schon vor Jahren emanzipiert. Auf „Der, den mein Freund kannte“, das ebenfalls „super independent“ ohne Label oder andere Zwänge in seinem Zuhause im Wendland entstand, folgt er weiter seiner inneren Stimme, die so unverkennbar ist wie bei kaum einem anderen deutschen Songwriter.
Sein mittlerweile 13. Soloalbum handle „samt und sonders“ vom Tod, sagt Liwa. Für den mystisch Bewanderten, der immer den Eindruck macht, ein bisschen mehr zu sehen als der Rest von uns, ist das Sterben kein Scheitern, das hätte verhindert werden müssen, sondern eine feierliche Gelegenheit, um über die Fülle und das Fehlen zu meditieren.
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„Ich wünsche ihm, dass sein Tod genauso wird, wie er das glaubt, und Leute, euch wünsche ich das auch“, adressiert er uns gleich im Auftaktsong, „Bismo“. Es ist das einzige Lied, bei dem die akustische Gitarre noch eine tragende Rolle spielt. Ansonsten ruht „Der, den mein Freund kannte“ sanft auf Analogsynthesizer-Flächen, Klaviersprengseln und Field Recordings. Über den kontemplativen Ambient-Folk spricht Liwa oft mehr, als dass er singt, mal mantraartig („Achim“), mal losgelöst („Seele“), mal schlafliedsüß („Väinämoinen“). „Sei der Riss zwischen außen und innen!“, bringt Liwa in „Spring“ die Nondualität von Licht und Schatten auf den Punkt.
Wie alle großen, sich selbst verpflichteten Songwriter hat er in seiner mittlerweile 34-jährigen Laufbahn Schlenker gemacht und Abzweigungen eingeschlagen, zuletzt mit der Singles-Reihe „Topic Tom De Terre“, die sich unter anderem um das Ende des Patriarchats und den Zustand des Musikgeschäfts drehte. Eines macht „Der, den mein Freund kannte“ jedoch wieder klar: Auf seiner spirituellen und künstlerischen Reise sucht Liwa nicht mehr nur. Er findet. (Bandcamp)