Gottesfürchtiges Pfeifengeorgel trifft auf dahingemurrte Brummklumpen aus elektronischer Fabrikation; gelegentlich hört man auch verzückte Mönchs- und Nonnendarsteller bei der minutenlangen, ekstatisch verzitterten Intonation einer einzelnen Note. So oder so ähnlich klingt die Musik, die der kanadische Klangkünstler Tim Hecker auf „Love Streams“ darbietet.

Seit anderthalb Jahrzehnten arbeitet er an der Verbindung von elektronischem Krach und spirituellen Klängen. Auf „Ravedeath, 1972“ aus dem Jahr 2011 versetzte er Drones von einer Kirchenorgel in Reykjavík mit allerlei elektronischen Mitteln in einen gleichermaßen kathedralenhaft weiten wie sonderbar klaustrophisch-komprimiert wirkenden Raum. „Love Streams“ hat er mit dem isländischen Ambient-Minimalisten Jóhann Jóhannsson produziert und mit dem australischen Knirschkrachmeister Ben Frost, der schon bei „Ravedeath, 1972“ mit dabei war. Doch ist die klaustrophobische Düsternis nun einer dunkelbunt schillernden Farbpalette gewichen und einem variationsreichen Spiel mit analogen und digitalen Geräuschen.

Herzberührender Wohlklang und grober Noise, frohe Feierlichkeit und widrige Disharmonien umarmen sich in einer beglückt die Schöpfung in ihrer Ganzheit preisenden Weise.