These New Puritans

Field Of Reeds

PIAS

Burt Bacharachs „This Guy’s In Love With You“ hat sich als impressionistische Nachtmusik Debussys verkleidet. Zwischen zwei schwergewichtige in Moll getunkte Klavierakkorde verirrt sich unscharf, verwaschen die Stimme der portugiesischen Sängerin Elisa Rodrigues, die den Text nur bruchstückhaft zusammenbekommt. Als ihr die Worte ausgehen, übernimmt ein dunkeltönendes Blasorchester, und irgendwann setzt ein Streichensemble dissonant den Schlussakzent.

Nein, mit Easy Listening hat das nichts zu tun, was einem Jack Barnett da auf „Field Of Reeds“ vorsetzt, dem dritten Album von These New Puritans. Die neun konzentrierten, hochempfindlichen musikalischen Studien erschaffen komplexe Klangbilder, die in ihrer Eigentümlichkeit manchmal an die Soundmeditationen David Sylvians erinnern, aber auch Steve Reich und Postrock verarbeiten.

Mit dem nervösen Postpunk, der noch durch „Beat Pyramid“ (2008), das erste Album der These New Puritans, tönte, hat die orchestrale Musik auf dieser Platte nichts mehr zu tun. „Field Of Reeds“ erfindet eine Ästhetik der Dissoziation, das Album liefert den Soundtrack zum Auseinanderfallen der Welt: „You asked if the islands would float away/ If the stars run through me like a river, like the air/ I said yes“, wird Barnett am Ende des Titelsongs bekennen – einer Art Choral, dem der Bass des klassischen Sängers Adrian Peacock eine dunkle Grundierung gibt.

Jack Barnett hat die Musik komponiert und arrangiert, erschafft mit Bläsern und Stimmen unfassbare Stimmungsbilder („Spiral“), nähert sich dem Kunstlied („V (Island Song)“), borgt sich in der komplexen Suite „The Light In Your Name“ ein paar Songwriting-Tricks von Stephen Sondheim. Und auch wenn „Fragment Two“ mit seinem synkopierenden Klavier eigentlich nichts mit Pop zu tun hat, kommen These New Puritans in diesem Stück dem Pop näher als irgendwo sonst auf diesem großen, schweren, faszinierenden Album.