The Yardbirds :: Singles As, Bs & EPs :: Schier alle Seiten der großen britischen Sixties-Gruppe
Als Tom Petty und die Heartbreakers bei ihrer Heimkehr nach Gainesville zum 30-jährigen Band-Jubiläum neulich als eine von mehreren Cover-Versionen auch „Fm A Man“ spielten, wählten sie als Vorlage nicht das Original und auch nicht die frühe Version der Who aus. Sie hielten sich fast schon sklavisch – inklusive Gitarrensolo und dem zum Psychedelik-Jam abhebenden Finale — an die Aufnahme der Yardbirds, die den Bo-Diddley-Song im Arrangement so radikal umgekrempelt hatten, dass da von Chess-Blues, Willie-Dixon- oder Muddy-Waters-Einfluss wenig bis nichts mehr zu hören war.
Bei der letzten England-Tournee von Sonny Boy Williamson und seinem Auftritt im Crawdaddy Club in Richmond hatten sie sich noch ganz artig bemüht, die Haus-Band von Chess Records so prima wie möglich zu ersetzen. Aber bei den eigenen Konzerten als Hausband des besagten Clubs den Rolling Stones nachgefolgt, legten sie im Konzert dann doch ein ungleich weniger gemächliches Tempo vor. Wie bei „Five Live Tarabirds“ dokumentiert, spielten sie zwar fast durchweg Chess-Klassiker von John Lee Hooker bis Chuck Berry und Bo Diddley (zwischendurch mal dasselbe Slim-Harpo-Stück wie die Rolling Stones, nämlich „Got Love If You Want It“), aber was sie aus Howlin‘ Wolfs „Smokestack Lightning“ machten, war für British-Blues-Revival-Verhältmsse als Tour de force ziemlich unerhört. Die Rolling Stones hielten sich zum gleichen Zeitpunkt selbst bei „You Can’t Catch Me“ noch ziemlich brav an das Chuck-Berry-Origmal, anstatt das gänzlich neu in „I Wanna Be Your Man“-Manier zu musizieren, das Tempo so deutlich verschärfend, wie das die Yardbirds bei den. Konzerten praktizierten. Wieso ausgerechnet dieses von einer Blues/Rhythm & Blues-Kapelle zu Pop-Idolen mutierte Quintett für Michelangelo Antonioni symbolisch für Swinging London stand, ist nach wie vor rätselhaft.
Die Graham-Gouldman-Songs, die dafür sorgten, dass Eric Clapton den Bettel hinschmiss und lieber ein Bluesbreaker wurde, förderten die Karriere mit Jeff Beck als neuem Gitarristen ganz beträchtlich. 1965/66 zogen sie mit sechs Erfolgs-Singles in die deutsche Hitparade ein, und die größte war nicht „Shapes Of Things“, sondern „Still I’m Sad“! So viel gregorianischer Gesang mit viel Todessehnsucht und Weltuntergangsstimmung war sonst nirgends in der aktuellen Popmusik zu hören. Wenn Repertoire Records jetzt nach „Over Under Sideways Down“ alias „Roger The Engineer“ (* * * 1/2), Mono- und Stereo-Mix, auf Doppel-CD alle Singles und EPs neu überspielt vorlegt, hat das schon seine Richtigkeit. Vom ersten Live-Mitschnitt 1964 abgesehen, waren die LPs nichts anderes als Singles-Kollektionen. Wobei man von einer Aufnahme wie „Goodnight Sweet Josephine“ für den amerikanischen Markt eine Version mit Phasing-Effekten produzierte und für Hit-Kompilationen auch mal Mono-Aufnahmen verwendete.