The Who
The Who Sell Out (Super Deluxe Edition)
Universal
Die Luxus-Ausgabe des Power-Pop-Meisterwerks auf dem Prüfstand.
Pete Townshend, der die Liner Notes im 80-seitigen Begleitbuch dieser fetten Deluxe-Wunderkiste geschrieben hat, muss tief in den Archivkeller von The Who gestiegen sein. Zum Originalalbum von 1967 mit seinen 13 Songs kommen in der Edition mit fünf CDs und zwei Seven-Inch-Singles nun 100 weitere aus der Epoche, 46 davon unveröffentlicht.
Die Mono- und Stereo-Version des Originals mag Standardware sein, für Sammler interessant ist dagegen das ausgegrabene „Road To Tommy“-Material auf dem Weg zur Nachfolgeplatte. Des Weiteren Fotos, Konzertposter, Flyer, Sticker, ein achtseitiges Programmheft aus dem Londoner Saville Theatre und vieles mehr.
Hypnotischer Powerpop trifft auf Psychedelia
Man versinkt geradezu im Retro-Arsenal dieser Ära des Umbruchs, die für die Ex-Mods ab April 1967 mit den Singles „Pictures Of Lily“ und „I Can See For Miles“ begann. Hypnotischer Powerpop trifft auf Psychedelia. Im Juni spielten The Who beim Monterey-Festival vor 75.000 amerikanischen Blumenkindern. Die Haare wurden länger, der Sound flirrte verzerrt wie in „Armenia City In The Sky“.
Ende des Jahres erschien endlich ihr drittes Album, und der „Melody Maker“ urteilte wohlwollend: „Ins-gesamt überflügelt es alles, was The Who bisher vorgelegt haben.“ „Rael“ ist eine Art Minioper mit musikalischen Motiven, die später in „Tommy “wieder auftauchten sollten, und die verzerrte Explosion von „Relax“ gehört zum Edelstoff dieser Epoche.
Townshend wirft auch einen Kennerblick auf den Konzeptmythos von „The Who Sell Out“, wo Fake-Radiojingles die Songs einleiten und das Cover zur Werbefläche für Baked Beans und das Deodorant Odorono wurde. Der Gitarrist gibt nonchalant zu Protokoll, dass es ursprünglich nicht genügend Songs für das Album gab; mit den Jingles habe man trickreich improvisiert und aus dem Handgelenk eine Pop-Art-Ikone geschaffen.
Der geniale Kunstgriff erreichte in den britischen Charts nicht die Top Ten. Erst im retrospektiven Kanon wurden ihre Momentaufnahmen zu Meisterwerken der späteren Sixties gekürt.