The Who – Quadrophenia (Director’s Cut)
Universal VÖ: 25.06.1996
Zwei Jahre trennen die jugendkulturellen Szenen, die George Lucas in dem Film „American Graffiti“ und Pete Townshend in dem drei Monate danach veröffentlichten Album „Quadrophenia“ beschreiben. Während Lucas das Leben in einer kalifornischen Kleinstadt von 1962 so unendlich nostalgisch verklärt, rückte Townshend das sozialkritisch verschärft ins Zentrum seiner Geschichte des 1964 unter großen seelischen Qualen um seine Identität ringenden Mod Jimmy Cooper. Dass die Welt der behüteten Babyboomer nicht so heil bleiben würde, sondern der Tod in Vietnam und anderswo wartete, erfährt man bei Lucas aus dem Abspann. Der 19-jährige Jimmy, Kind der Arbeiterklasse, seines Jobs überdrüssig und mit einer sehr ungewissen Zukunft konfrontiert, hat entschieden andere und fundamentalere Probleme als Curt und die cruisenden Kollegen in „American Graffiti“.
Für Townshend wurde das bis dahin ehrgeizigste, zunächst lange solo in seinem Studio eingespielte Projekt ein persönlicher Triumph. Trotz einer Geschichte, bei der man sich zum Verständnis der Handlung zuvor besser mal gründlich in das Libretto vertiefte, um annähernd Durchblick zu gewinnen, und trotz einer so komplexen Produktion, dass die Who fürs Erste nicht mit einer konzertanten Fassung davon auf Tournee gingen, war „Quadrophenia“ ein Bestseller weltweit.
Auf die Rezitative hatte Townshend, anders als bei „Tommy“, im Fall seiner („A Quick One“ mit eingerechnet) dritten Rock-Oper weitestgehend verzichtet, sich lieber ganz auf die Arien konzentriert. Besagte Rezitative, sprich die Handlung verbindende und vorantreibende Elemente, findet man jetzt unter den Aufnahmen auf zwei Bonus-CDs der neuen Box. Die nennt sich zwar „Director’s Cut“, ist aber keiner. Denn in dem Fall würde man das Album ergänzt und endlich definitiv komplettiert um seinerzeit entfallene Songs und/oder Instrumentals erwarten.
Statt dessen findet man hier das Remaster eines kompletten Remixes, den Jon Astley für die Neuauflage von 1996 produziert hatte; dazu auf zwei CDs 25 Demos, schließlich auf einer DVD-Audio acht Aufnahmen in neuen Surround-Mixes. Dass Townshend sich nicht dazu durchringen mochte, „Quadrophenia“ zur Gänze als 5.1-Remix zu produzieren, kann man bedauerlich finden, und das nicht nur, weil mit „I’m One“ ausgerechnet jener wunderbar lyrische Song fehlt, den Townshend als den ihm liebsten des Projekts bezeichnet. Subtilste Details werden in diesen Remixes differenziert hörbar.