The Wedding Present
Take Fountain
Eifersucht, Herzschmerz, Rache: David Gedges böse Liebeslieder
Vielleicht doch der genialste Songschreiber des Landes, mindestens der zuverlässigste, der melodieseligste, der romantischste: David Gedge, sanfter Dunkelmann und Schwarzseher, Süßholzraspler und Schmerzensmann. Seit Ewigkeiten liefert er stoisch lärmende, bittersüße Meisterwerke wie „Seamonsters“, brachte die legendäre Singles-Serie mit The Wedding Present heraus, und als alles gespielt war, machte er mit Cinerama weiter: weniger laute Gitarren, weniger Tempo, doch dieselben süchtigmachenden Leidenslieder.
Die man bei den „John Peel Sessions“, just nach dem Tod des großen DJ wieder veröffentlicht, wunderbar nachhören kann. Einige Songs spielte Gedge bei Peels 60. Geburtstag, andere live vom Anwesen des Radio-Erfinders in Suffolk. „You Turn Me On“, „Elenore“, „Maniac“: So, wie man über die ganz großen Schauspieler immer sagte, sie spielten nur sich selbst, so ist Gedge natürlich immer derselbe geblieben. Eifersucht, Betrug und Obsession umtreiben diesen wahrhaft monomanischen Songschreiber, der ausdauernder und unerbittlicher ist als etwa Jarvis Cocker.
Zur Abwechslung ist Gedge mal wieder The Wedding Present, und Gott, was für eine Freude, die raspelnde Stimme in den fräsenden Gitarren untergehen zu hören, nach der hochdramatischen, ja filmischen Einleitung von „On Ramp“, in Ungeheuern wie „I’m From Further North Than You“ und „Don’t Touch That Dial“, die nicht nur offenkundige Drohungen enthalten, sondern denen auch noch so bizarr unsinnige Untertitel wie „Pacific Northwest Version“ beigesellt sind. Celli fiedeln Klangwälle, Frauen schluchzen wie zum Hohn in „Larry’s“, bevor Gedge sein erschütterndes Liebeslied für „Queen Anne“ anstimmt, mit Opernchor, zirpender Akustikgitarre, Trompete und Streicherwogen. Zum Abschluss gibt es noch einen kleinen, lichten Versuch über das perfekte Blau.
Ja, perfekt, du verrückter alter Kauz.