The Strokes :: „The Singles – Volume 01“
Das Frühwerk der Garage-Rocker auf 7-Inch
Wer alle Songs aus der McCartney-Box „The 7‘‘-Singles“ auflegen will, muss einhundertsechzigmal zum Plattenspieler gehen, um auch die B-Seite zu hören und dann die nächste Single aufzulegen. Bei den Strokes immerhin zwanzigmal: Die Vinyl-Box enthält alle zehn Auskopplungen aus den drei Alben zwischen 2001 und 2006, „Is This It“, „Room on Fire“ und „First Impressions of Earth“. Laut Käufern wie Kritikern gehören sie zu ihren besseren.
Das Gold sind die „Rough Trade Versions“
Diese Meinung muss man nicht teilen. Zwar sind hier die größeren Hits versammelt, aber der CBGB‘s-Rock der New Yorker Wohlstandskinder erinnerte im Frühwerk stark an Lou Reed und Iggy Pop, erschien zeitverhafteter, während die drei letzten Alben, deren Singles ja vielleicht in einem „Volume 02“ erscheinen, freiheitlichen Future-Pop präsentieren, in denen Gitarren wie Keyboards erklingen, wie man sie noch nie hörte.
Das Gold sind die „Rough Trade Versions“, also die schneller eingespielten und blecherner tönenden Frühfassungen von „The Modern Age“ und „Last Nite“ – so gut, dass die Plattenfirmen danach Schlange standen. Einige „Home Recordings“ wie „Alone, Together“ gab es davor wenigstens digital, und die B-Seiten jener Ära sind fast komplett versammelt (das Ramones-Cover „Life’s a Gas“ fehlt). Infolge der Terroranschläge von Nine Eleven ersetzte „When It Started“ auf „This Is It“ die zynische Hymne „New York City Cops“ – nach dem Einsturz der Twin Towers wollten die Strokes nicht so wirken, als verhöhnten sie Polizisten, die am Ground Zero Schwerstarbeit leisteten.
Weitere B-Seiten-Höhepunkte sind „Hawaii“ mit Aloha-Rufen Julian Casablancas‘, sowie „Modern Girls & Old Fashion Men“, das die Band wohl deshalb selten live spielt, weil die Stimme von Studio-Gastsängerin Regina Spektor schwer nachzuempfinden ist. Einzig das Marvin-Gaye-Cover „Mercy Mercy Me (The Ecology)“ ist misslungen. Casablancas und sein Duettpartner Eddie Vedder werfen sich Gesangsfetzen fahrig zu, und der sonst leichtfüßig einsetzende Drummer Fab Moretti rumpelt. Vedder ist Casablancas‘ Idol, so kam das wohl zustande.