The Strokes

Comedown Machine 

Sony

Die fünf Bandglieder von The Strokes sind jetzt Anfang bis Mitte 30 und Gitarrist Nick Valensi, der im Januar seinen 32. Geburtstag feierte, ist der Benjamin der Band. Sie sind also mitnichten Onkel- oder Opa­rocker. Und doch scheint es, als hätten die Prominenten- und Rich-Kids aus New York rund 14 Jahre nach der Strokes-Gründung bereits alles erlebt: Mastermind Julian Casablancas, Bassist Nikolai Fraiture und Albert Hammond Jr. hatten ihre Soloalben. Es gab Ausflüge ins Filmgeschäft. Schlagzeuger Fabrizio Moretti gründete mit Binki Shapiro und Rodrigo Amarante von Los Hermanos das Nebenprojekt Little Joy; und pflegte ein (längst zerbrochenes) Promi-Liebesverhältnis mit der Schauspielerin Drew Barrymore. Sie waren und sind eine Rockband, die gerne auch mal in bunten Glitzer-Magazinen wie „US Weekly“ oder „Gala“ vorkommt. The Strokes bleiben  schwer berechenbare Glamour-Wesen. Die sprichwörtlich ehrliche, handgemachte Mucke in ranzigen Lederjacken ist nur in der Designer-Version ihr Ding. Zu diesem Komplex passt, dass sie über ihre Plattenfirma ventilieren ließen, dass es vorerst keinerlei Interviews zum neuen Album geben würde. Von David Bowie lernen, heißt siegen lernen. Zumindest, was den Umgang mit Kritikern und Medien betrifft.

Auch seine Fans stellt das selbstbewusste Quintett seit dem allseits gefeierten Debüt „This Is It“ jedes Mal wieder auf harte Proben. Und nein, der Co-Produzent von „Comedown Machine“ heißt nicht Morten Harket von A-ha. Diese Vermutung geisterte anlässlich der Single-Auskopplung „One Way Trigger“ schon durch unsere Redaktionsflure. Ein hoppelnder Synthie-Rhythmus, ein hoch tönender Falsett-Refrain – in Dortmund oder Magdeburg wird man sicherlich sagen: Kastraten-Stimme – verdichtet zu einem Indie-Disco-Hit, der durchaus Ähnlichkeiten mit dem A-ha-Schlüsselstück „Take On Me“ besitzt. Kein Wunder also, dass die bei diversen Radiostationen auf Rotation gesetzte Platte bei den eher konservativ gestrickten Strokes-Gutfindern ein Grummeln ausgelöst hat. Hört man dagegen die Schrammelgitarren und den Gröl-Gesang von „50/50“, könnte man sich im New Yorker Punk-Schuppen CBGBs 1976 wähnen. Der Album-Auftakt „Tap Out“ beginnt mit einer verzerrten Gitarre, die bereits nach wenigen Takten auf das fluffige Jinglejangle der französischen Poprocker Phoenix einschwenkt. „80’s Comedown Machine“ wiederum ist eine gelangweilt melancholische Ballade. „Slow Machine“ klöppelt recht gefällig im Midtempo-Bereich herum, um dann in eine „Whoohaaaa“-Hymne überzuwechseln. „Partners In Crime“ jingelt und jangelt sich mit allerlei Soundeffekten forsch voran. Kurzum: Es muss schön sein, bei The Strokes zu arbeiten, denn vieles ist erlaubt. Sie mögen arrogante Poser sein, doch das ist ja hinlänglich bekannt. „Comedown Machine“ ist einmal mehr eine Rockplatte für Menschen, denen das Rockformat längst zu altbacken und tantig geworden ist.