The Smashing Pumpkins
„Atum – Act 1“
Martha's Music/Thirty Tigers/Membran (VÖ: 15.11.)
Erster Akt von Billy Corgans nächstem Comeback
Ob ein angekündigter Meilenstein ein Meilenstein ist, entscheiden Hörer, nicht die Künstler, auch wenn die das gern anders sehen. Deshalb ist Billy Corgans Ankündigung, seine „Rock-Oper in drei Akten“ sei der würdige Nachfolger des anerkannten Meilensteins „Mellon Collie “ (1995) sowie des unerkannten Meilensteins „Machina“ (2000), möglicherweise Ausdruck einer Verzweiflung. Besonnenere Künstler wissen, dass Vorschusslorbeeren für das eigene Werk unnötige Angriffsfläche bieten.
Zirkusmusik mit derart gezwungen wirkendem Happy-Ausrufezeichen,, dass es so wirkt, als würde man von Clowns verfolgt werden
Dabei war Corgan gewarnt. Die Reunion 2018 mit Jimmy Chamberlin und James Iha initiierte kein Pumpkins-Revival. Nun also „Act 1“ mit elf Songs, auf den bis zum April zwei weitere „Akte“ mit je elf Songs folgen. „Atum“ ist somit nicht nur Teil 3 einer Trilogie, sondern bildet selbst eine. „Atum“ steht für „autumn“, „Herbst“. Aber im April ist Frühling. Der Veröffentlichungsplan liefert die Chronik eines angekündigten Verzugs.
Corgan liebt Oper, noch mehr liebt er Operette, Pomp and Circumstance, doch seine Musik spiegelt das nicht mehr wider. Seine Band spielt seit „Zeitgeist“ von 2007 Neunziger-Hardrock im Stil der „Load“-Platte von Metallica, neuerdings auch Synthie- Pop, was beides nicht per se schlecht ist, aber jetzt ungünstig, wenn im Geiste die Disney-Märchenwelten von „Mellon Collie“ evoziert werden sollen. Die Songs sind okay, grundsätzlich aber fehlt seiner Fantasy-Welt eine, zuvor auch durch exotisches Instrumentarium geschaffene cineastische Erzählung.
Zirkusmusik mit derart gezwungen wirkendem Happy-Ausrufezeichen („Hooray!“), dass es so wirkt, als würde man von unangenehmen Clowns verfolgt werden; auf Camp getrimmter Keyboard-Bombast wie in Brian De Palmas „Phantom im Paradies“ („Atum“); dazu Naturbeobachtungen, deren Sanftheit Corgans dünne Stimme zumindest umschmeichelt („Butterfly Suite“). Erklären will er sein Konzept dieser „Rock-Oper“ in einer Podcastserie. Alben müssen jedoch für sich stehen können. 22 Lieder kommen noch.