The Police
„Around The World“
Mercury/Universal (VÖ; 20.5.)
Erweiterter Mitschnitt der ersten Welttournee
Bisher nur auf VHS und Laserdisc erhältlich, erscheint die Doku der Police-Welttournee 1979/80 nun auf Blu-ray/DVD und CD. Die Achtziger waren eine Top-Zeit für Tourfilme: Musiker versuchten sich im Fremdländischen zurechtzufinden, Situationskomik entstand nicht spontan, sondern war durch Regieanweisung beabsichtigt.
In Mumbai und Kairo aufzutreten war exotisch, und das hat sich 42 Jahre später nicht geändert
Stewart Copeland studiert die Tokioer U‑Bahn-Pläne und hat Fragezeichen im Gesicht, Andy Summers rangelt mit einem Sumo-Ringer, der Mawashi-Unterhosengürtel sieht bei dem zierlichen Gitarristen aus wie eine Windel, und wer Sting ein Helfersyndrom unterstellen möchte, findet in der Szene mit dem Rikschafahrer Bestätigung. Der Sänger beschließt, sich nicht vom keuchenden Lakaien ziehen zu lassen, sondern steigt aus, um ihn und das Gefährt anzuschieben. Später lernen die Briten in einem indischen Tempel Sitar. Sie waren noch keine Kosmopoliten, sie waren Touristen.
In Mumbai und Kairo aufzutreten war exotisch, und das hat sich 42 Jahre später nicht geändert. „Around The World“ ist ein Film über eine Welt, die damals näher beieinanderstand als heute. Konzerte fanden in beengten Hallen wie dem Seibu-kodo-Auditorium in Kyoto statt, die für Rock nicht ausgelegt waren; man fand Lösungen. Die Auftritte des – neben Cream – besten Rock-Trios aller Zeiten waren bislang dürftig festgehalten, nur drei offizielle Live-Mitschnitte kursieren.
Die hier beigefügte Live-CD ist daher dringend notwendig. Die Konzertreise, während der das dritte Album, „Zenyatta Mondatta“, vorbereitet wurde, zeigte die Band mit Songs wie „Next To You“ noch im Reggae- Punk-Modus, deutete mit „Shadows In The Rain“ und „Voices Inside My Head“ aber bereits auf Experimente mit Psychedelia und Geschwindigkeitsvariationen hin. Der Drummer macht am meisten Spaß – man hört es, aber man sollte es auch sehen: Wie kann ein Schlagzeugset nur so wackelig sein, und trotzdem trifft Copeland alles stets derart präzise?