„This Is The Last Time“, das siebte Lied des neuen Albums von The National, öffnet sich am Ende wie eine Lichtung: Eben noch wurde die Band von einem ihrer typisch klopfenden Schlagzeugrhythmen getragen, doch nun übernehmen die Geigen: Der Sänger bleibt auf der Lichtung stehen und mit ihm auch die Zeit. Es sind diese tragisch versunkenen, sehnsüchtig stillen Momente, die die New Yorker in den vergangenen Jahren gelernt haben und die sie zu  einer nicht selten magischen Band machten. Auf „Trouble Will Find Me“ kommen diese magischen Momente scheinbar müheloser als bisher – die Band sagt, sie sei nach all den Alben und Tourneen bei sich angekommen und müsse nun weder sich selbst noch irgendwem sonst etwas beweisen. Das sagen Künstler immer nach fünf, sechs Platten, es ist wohl ein typischer Prozess. Doch bei The National hat sich tatsächlich etwas verändert.

Mancher Beobachter empfindet die langsame Schönheit von The National ja als Antriebslosigkeit und will dann mehr Lieder wie „Bloodbuzz Ohio“ vom letzten Werk, „High Violet“. Doch das höhere Tempo bleibt auch auf „Trouble Will Find Me“ die Ausnahme. Wohl drängt das hymnische „Sea Of Love“ nach vorn und nimmt „Humiliation“ gegen Ende des Albums Fahrt auf. Aber das Wesen dieser Band ist eher die Versunkenheit, das langsame Trauern – hier singen weiterhin schwer beladene Menschen mit Wohlstandsproblemen und einem schwarz-weißen Existenzialismus im Herzen (Letzteres ist gut zu hören etwa bei dem stilreinen 80s-Waverock „Graceless“).

Die neue Selbstsicherheit führt bei The National nicht zu einer Demonstration der Stärke, ganz im Gegenteil: Die Band macht sich verletzlicher. Schon beim Auftakt „I Should Live In Salt“, bei dem eine akustische Gitarre (fast) ganz normal schlägt und Matt Berninger mit der Grazie von Bryan Ferry simpel seufzende Sätze singt, spürt man die neue Nahbarkeit. Das nachfolgende „Demons“ bekommt seine Bewegung von einem seltsam drehenden Takt, über den Berninger mit tiefer Stimme von alten Freunden und eng vertrauten Dämonen singt.

„Fireproof“ steht auf einem lyrischen Gitarrenpicking und ein paar hingetupften Pianotönen – das Lied ist eines der schönsten im gesamten Repertoire dieser Band. Es kommen dann auch zwei, drei Lieder, die nicht ganz groß herauskommen – auch das gehört zu den Alben von The National. Doch wenn beim Schlusslied, „Hard To Find“, eine Hallgitarre einzelne Töne über einen dunkel leuchtenden Grundton tupft und sich die Stimmen zu einem gleichzeitig bescheidenen und tief berührenden Chor vereinen, dann hatte alles seinen Sinn. So menschlich, so nahbar, so schlicht – und so gut.