The Move
„Anthology 1966 – 1972“
Donnerwetter, das nenne ich mal ein amtliches Fan-Paket: 62 „career spanning tracks“, von denen zwei Drittel unveröffentlicht sind oder zumindest noch nicht auf CD erhältlich. Dazu niedliche Fan-Postkarten, auf deren Rückseite alles steht, was man als Move-Fan wissen muss: Bev Bevan, zum Beispiel, steht auf die Farbe Pink, verputzt gerne ein T-Bone-Steak und schlürft am liebsten Orangensaft. Die Frage nach seinem Auto beantwortet er mit einem traurigen: „Banned from driving“.
Musikalisch ist diese „Anthology“ erst recht ein Fest. Disc 1 präsentiert das Frühwerk, zum Beispiel eine unveröffentlichte alternative Version der Debüt-Single „Night Of Fear“ oder eine mit reichlich Sound-Effekten versehene Variante von „Disturbance“. Die Beatles, The Who und die Bands der amerikanischen Westküste haben in den zwischen 1966 und 1968 entstandenen Stücken von The Move deutliche Klangspuren hinterlassen.
Die komplette Disc 2 beschäftigt sich mit zwei Konzerten, die im Februar und Mai 1968 im Londoner Marquee über die Bühne gingen- die Live-Auftritte von The Move gelten zu Recht als legendär. Rauer Garagen-Sound, unter anderem mit den fantastischen Pop-Harmonien der Hits „Flowers In The Rain“ und „Fire Brigade“, die es natürlich auch noch in weiteren Versionen zu hören gibt.
Auf der dritten CD spürt man deutlich den wachsenden Trend zu immer komplexeren Songs, die sich trotzdem perfekt ins Ohr schlängeln. „Blackberry Way“, der einzige Nummer-1-Hit der Band, stammt ebenso eindeutig vom späteren Wizard Ron Wood wie das Blockflöten satte „Curly“. So originell können Hit-Singles klingen.
Disc 4 deckt die Jahre 1969 bis 1972 ab, man spürt einen deutlichen Wechsel zum schlechten. Wegen eines gemeinsamen Managers gehen The Move zusammen mit Black Sabbath auf Tour – was auf dem dritten Album „Looking On“ für einen unangenehmen Hardrock-Einfluss sorgt. Nach Carl Waynes Weggang herrscht nun der immer zottelbäriger wirkende Ron Wood, der mit dem ähnlich haarigen Neuzugang Jeff Lynne und dem altbewährten Schlagzeuger Bev Bevan schon längst am Electric Light Orchestra bastelt.
Doch glücklicherweise folgen noch das letzte Album,“Message From The Country“, und so hübsche Singles, wie „Tonight“ und „California Man“, auf dessen Rückseite sich auch das pralle „Do Ya“ befindet. Alles nachzuhören und nachzulesen. (Salvo)
Jürgen Ziemer