The Mars Volta
Noctourniquet
Warner VÖ: 23.03.2012
Was einem so alles durch den wirren Kopf gehen kann, wenn man darüber nachdenkt, wovon die nächste Platte handeln könnte: Zombie und DC-Superschurke Solomon Grundy, der attraktive Hyakinthos aus der griechischen Mythologie – eines der frühesten Opfer des Spitzensports, das von einem Diskus des Apoll tödlich verwundet wurde – und die britische Rockformation The Godfathers. Von dieser kruden Mischung haben sich die beiden Gründer von The Mars Volta, Omar Rodriguez-Lopez und Cedric Bixler-Zavala, zum neuen Album „Noctourniquet“ inspirieren lassen, dessen Stilrichtung vollmundig als „Future Punk“ definiert wurde, was sich nach einem inneren Widerspruch anhört und schließlich auch nicht eingelöst wird.
Von Punk kann jedenfalls keine Rede sein. Und auch wenn die Grammy-Gewinner laut eigener Aussage dem Hammond-Orgel-Gedöns, dem Conga-Geklöppel und dem Santana-Gegniedel abgeschworen haben – das, was sie hier spielen, ist trotzdem großkopferter Prog- und Spacerock der Marke Eigenbau, mit zahllosen Anspielungen aufs Kunstkino („Zed And Two Naughts“), auf B-Movies („The Whip Hand“) und antike Philosophen. In „Aegi“ klingt die Band aus der Krachmacherstraße von El Paso anfangs gar wie Radiohead, bevor die Mannen um Thom Yorke in Richtung Inkommensurabilität abgebogen sind.
Das strapaziöse dramaturgische Konzept, das eine vom Ambient beeinflusste, siebenminütige Nummer wie „In Absentia“, das dräuende „The Malkin Jewel“ und ein zwischen Elegie und Kakofonie schwebendes „Empty Vessels Make The Loudest Sound“ unter einen Hut bringt, geht allerdings weitgehend auf. „Noctourniquet“ hält die Spannung hoch, verlangt dem Hörer einiges ab, lässt Fistelstimmen und psychedelische Experimente jedoch nicht Überhand nehmen. Eine laute und anstrengende, manchmal aber auch seltsam schöne Kopfgeburt.