The Magic Numbers
Alias
Caroline
Von jetzt an in Moll: dunkler Indie-Pop mit Crazy-Horse-Touch
The Magic Numbers im Vorprogramm der Deutschlandtournee von Neil Young & Crazy Horse? Das kann doch nur ein Scherz sein, oder? Nein, und der Song „Shot In The Dark“ kann’s beweisen. Denn diese tolle britische Band begnügt sich auf ihrem vierten Album nicht damit, ihr Indie-Pop-Repertoire mit Soul, Disco, Folk oder Elektro, mit Streichern, Opulenz und ein bisschen Kitsch aufzuwerten. Sie hat jetzt auch Rockdestilate der Crazy-Horse-Sorte im Programm. Wie sich „Shot In The Dark“ in eine einfache Akkordfolge vertieft, diese ständig variiert, durch ein Feedbackgitarrensolo und die Gesangsharmonien ergänzt, die The Magic Numbers schon immer ausgezeichnet haben, ist unerhört: „You say love it never dies, it just falls apart/ And how do you love me when you fall apart/ Go and start a revolution with this heavy heart“, singt Romeo Stodart im Falsett, ohne dabei aber den Fehler zu machen, wie Neil Young klingen zu wollen.
Bisher fielen die Geschwisterpaare Michelle und Romeo Stodart und Angela und Sean Gannon vor allem mit liebenswertem, melodieseligem Gitarrenpop auf, mit sich behutsam überlagernden Melodie- und Rhythmusschichten – die Sorte Musik, die man auf „Alias“ am ehesten noch in der tollen Meta-Pop-Nummer „Accidental Song“ wiederfindet. Doch drumherum hat sich die Welt der Magic Numbers verdüstert. Der dunkle Ton bestimmt fast alle Songs: Vom Eröffnungsstück „Wake Up“, einer dystopischen Klavierballade ohne Refrain, die zynisch den Untergang umarmt, über „You K(no)w“, in dem Romeo Stodart um Erlösung vor sich selbst bettelt und sich schließlich verzweifelt in ein entfesseltes Gitarrensolo stürzt, bis zu „Black Rose“, mit dem das Album tief brummend zu Ende geht.
Und die üppige Großballade „Roy Orbison“ führt nicht nur vor, wie stilsicher die Band Orbisons Ton nachahmen kann, sondern ihr gelingt auch eine sanfte Persiflage auf die Schwarzmalerei ihres eigenen Albums: „I came in alone and I’ll die alone/ You know I will, baby, yeah!“