The Jesus Lizard

„Rack“

Ipecac (VÖ: 13.9.)

Erstes Album seit 1998: Still mean after all these years!

Als glühender Verehrer von The Birth­day Party wusste man nach deren Auflösung nicht mehr so recht, wohin mit all dem jugendlichen Sturm und Drang. Sicher, es gab Nachfolger und Jünger wie ­These Immor­tal Souls, ­Beasts Of Bour­bon oder The Sci­en­tists. Doch der wirklich gute, hingebungsvoll rohe Stoff entstand in den späteren Achtzigern, im Umfeld von Labels wie Home­stead, Touch And Go oder Amphe­ta­mine Rep­tile, oft im Chicagoer Studio von ­Steve Albini. The Jesus Lizard waren damals eine der essenziellen Bands. Nice Guys mit freundlichem Betragen waren sie nie! Unvergesslich, wie Sänger David Yow während eines Auftritts in Frankfurt gelassen den Mikrofonständer nach unten schraubte und mit den Worten „Say hello to my lit­tle ­friend“ seinen Hosenstall öffnete. Der kleine Freund blieb schweigsam, durfte aber relativ lange den schwülwarmen Bierdunst der Location schnuppern.

Es ist laut, es ist krachig, aber mit enorm viel Herzblut und Energie

Geht heute natürlich überhaupt nicht mehr, klar. Aber Yow, der schon bei ­Scratch Acid nicht gerade zimperlich war, ist nebenbei auch Schauspieler. Eine gewisse Expressivität liegt dem Mann im Blut. Aber ich schweife ab. Eigentlich geht es hier um das erste neue Studioalbum von The Jesus Lizard seit 26 Jahren, und das in Originalbesetzung! Die Band hatte sich im Juni 1998 nach der Veröffentlichung von „Blue“ aufgelöst, kam 2009 für eine Tour wieder kurz zusammen – nur um sich anschließend erneut zu trennen.

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Doch seit 2017 spielen Yow, ­Duane Denison, David Wm. Sims und Mac Mc­Neil­ly wieder Konzerte, als Team von Kumpels, denen es halt immer noch Spaß macht, gemeinsam derbe zu rocken. Und genau so klingt „Rack“ auch. Der Auftakt, „Hide & Seek“, knüpft ziemlich nahtlos an frühere Kracher an: „A per­k y dit­ty ­about a ­witch who can’t be­have, and it’s got near­ly as many ­hooks as a Mike Tyson fight“, sagt Yow zu Recht. Es ist laut, es ist krachig, aber mit enorm viel Herzblut und Energie. Man selbst hat jetzt andere Schwerpunkte, aber so viel ist klar: The Jesus Lizard können immer noch über Wasser gehen.

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