The Jazz Butcher
„The Highest In The Land“ – Zart konsterniert
Tapete (VÖ: 4.2.)
Der große Pat Fish hat sich sein eigenes Denkmal geschaffen
Welch ein Leben, welch ein Abschied! Elf schöne Alben gemacht, auf denen sanft „Jazz abgeschlachtet“ wurde, jahrelang die Füße still gehalten, gelassen geblieben. Und dann werden die Daisies plötzlich von unten angeschaut: Pat Fish, Kopf der antirockistischen, freundlich-sarkastischen, unabhängigen, brillanten und politischen Indie-Pop-Band The Jazz Butcher, hat mit „The Highest In The Land“ sein eigenes Memorial gebaut. Mit 63 Jahren starb Fish Anfang Oktober 2021 unerwartet an einem Herzinfarkt. In irgendeiner Schublade des „Southern Mark Smith“ (so hieß einer der Hitsongs vom 1984er Album „A Scandal In Bohemia“) fanden sich Unmengen an Material – die letzte Jazz-Butcher-Platte war nach einer Pause im Jahr 2012 herausgekommen.
Fishs Tod lässt das Wehmutslevel des Albums ansteigen
„The Highest In The Land“ ist ein klassisches Jazz-Butcher-Album. Mit genau jener Tongue-in-Cheek-Abgeklärtheit, die der Band schon immer eignete, zieht Pat Fish die graue Augenbraue hoch und reimt in „Time“ zart konsterniert: „My hair’s all wrong/ My time ain’t long.“ Stimmt beides. Wie traurig! Fishs Tod lässt das Wehmutslevel des Albums also ansteigen. Vielleicht klingen die Akkorde in Popsongs wie „Sea Madness“ darum so tröstlich. „I wasn’t ready for you/ How could anyone be ready for you?“, schmachtet er liebevoll in „Never Give Up“, in „Amalfi Coast May 1963“ säuseln im Hintergrund ein paar Geigen, Takte ändern sich, und selbst der gesprächige Fish hält die Klappe – weil es angesichts der Schönheit der Küste und der Musik nichts zu sagen gibt.
Was der junge Jazz Butcher nur behauptete, schüttelt der angejahrte quasi aus dem Ärmel
Er hat es noch drauf mit den Texten: „They say that fear’s a man’s best friend and every day it seems that I have more“, eine Zeile, wie Johnny Cash sie nicht besser hätte herausknattern können, und gleichzeitig ein John-Cale-Zitat. Überhaupt hört man auf „The Highest In The Land“ mit seinen britischen Country- und Blues-Anklängen die Altersweisheit des Machers: Was der junge Jazz Butcher nur (wenn auch glaubwürdig) behauptete, schüttelt der angejahrte quasi aus dem Ärmel. Falls jemand die Band damals verpasst haben sollte, ist dies hier eine großartige Möglichkeit, das zu ändern.