The Flaming Lips
American Head
Bella Union/PIAS
Das neue Album der Flaming Lips ist eine etwas andere Tom-Petty-Hommage mit Kacey Musgraves.
Aus der Reihe: „Was wäre, wenn?“ Was also wäre gewesen, dachte Wayne Coyne, als er nach Tom Pettys Tod noch mal den Film „Running’ Down A Dream“ gesehen hatte, wenn Petty einst auf seinem Trip nach L.A. beim Zwischenstopp in Oklahoma versackt wäre, weil ihm die Biker-Kumpel von Coynes älteren Brüdern Drogen verkauft hätten? Wenn aus Mudcrutch nie die Heartbreakers geworden wären?
Okay, fiese Vorstellung. Aber Coyne und Steven Drozd trug sie fort zu einer Session in Tulsa, „and these songs would be the sad, homesick, naive songs they would’ve written in this fucked-up (wonderful) and depressed (ecstatic) state of mind“. Nur so konnten sich die Flaming Lips auch mal als amerikanische Band fühlen. Nicht mehr einfach als „coming from Earth“, also nicht wie von Außerirdischen versehentlich in Oklahoma zurückgelassen. Beruhigend.
Doch auch hier klingen die Lips nur wie sie selbst, zugleich sehr traurig und merkwürdig erhebend. „American Head“ ist eine große, warme Elegie, in die Coyne Vignetten des kollabierten Freiheitsversprechens wickelt. Behutsam, bedrohlich, berührend lakonisch.
Zeitreise in die frühen 70er
„Remember to let the dogs outside, because I won’t be there tonight“, bittet in „Mother, Please Don’t Be Sad“ der schon Verstorbene, der zu langsam für die Einbrecher mit ihren Knarren war. Eine Zeitreise in die frühen 70er-Jahre, genährt aus viel Erinnerung: an den Überfall im Fish’n’-Chips-Laden, an Bäume, die auf den Autofahrten doch immer wie auf Bergen tanzende Dinosaurier aussahen. Nicht?
Drogen, Tod, Überlebensschuld. Und der Wunsch, ein Raumschiff möge kommen und das Königspaar der Drogendealer auf die große Parade bringen. Es kam immerhin Kacey Musgraves, die am Ende von „Watching The Lightbugs Glow“ Acid-geladen in den Himmel über Oklahoma schaut, die Harmonies singt („Flowers Of Neptune 6“) und als Duettpartnerin in „God And The Policeman“ Vergebung für den entlaufenen Mann hat.
Stand by your man, revisited on drugs: So was bringen nur die Flaming Lips hin. Eine sehr amerikanische Band aus Oklahoma. Tom Petty würde es wahrscheinlich lieben.