The Duke & The King
„Nothing Gold Can Stay“
Von einer New Yorker Straßenjugend in den Achtzigern zu singen, von dem Parkplatz, den Jesus vergessen hat, und den schlechten Pillen von Mama, und dabei musikalisch so tief in den (frühen) Siebzigern verwurzelt zu sein, unterwegs auf dem großen Country-Soul-Fluss inklusive Swamp-Abstecher („Suzanne“) oder mit einer kleinen Psychedelia-Wolke („Lose Myself“) oben drüber, und das alles zusammen auch noch so klingen zu lassen, als ginge uns das heute wirklich etwas an- nein, das hat wohl noch niemand so überzeugend und ergreifend hinbekommen wie Simone Felice.
„And, boy did I want my MTV“, singt der Trommler, der bei den Felice Brothers gerade eine Auszeit nimmt, mit weich brechendem Tenor in „Union Street“, und man hätte es nicht für möglich gehalten, dass einem so eine Zeile jemals so nahe gehen könnte. Als Duke hat sich Felice- frei nach Mark Twain- einen King ins Boot geholt, der Robert „Chicken“ Burke heißt und zwar nicht wirklich mit George Clinton im Bett war (wie’s falsch wiedergekäut wird), mit seinem P-Funk-Ableger Drugs („The Prescription For Mis-America“) aber doch nah genug dran.
Davon freilich ist auf „Nothing Gold Can Stay“ nichts zu hören, auch wenn mit Bassy Bob Brockmann ein Mixer angeheuert wurde, der auch HipHop kann und die Snare-Drum zwischendurch auch mal etwas lauter dreht. Aus der gemeinsamen Erinnerung an ewige Freundschaft in unschuldig zerrissenen Jeans, einem frischen Schicksalsschlag und der Einsicht, dass „One More American Song“ nie genug sein kann (aber meistens alles ist, was bleibt), schöpft das Duo zehn berückend schöne Happy-sad-Songs, die noch am Ende des Jahres und darüber hinaus zum Besten gehören werden, was 2009 zu hören war.
Wie sich das Schlagzeug dann doch noch reinschleicht in „If You Ever Get Famous“, als man nach 2:30 Minuten nicht mehr wirklich damit rechnet. Oder wie Simone Felice im warm-nostalgischen „Water Spider“ singt: „Jesus walked on water“, nur um dann trocken hinterherzuschieben: „but so did Marvin Gaye.“ Goldene Momente, die bleiben werden. (Loose/Rough Trade)
Jörg Feyer