The Cure – Bestival live 2011
PIAS VÖ: 02.12.2012
Die vergangenen zwei Jahre standen bei The Cure im Zeichen der Versöhnung und retrospektiven Betrachtung des eigenen Werks. Während die längst angekündigte Veröffentlichung des zweiten Teils von „4:13“ auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, holte Robert Smith den alten Gefährten Roger O’Donnell zurück und für einige Konzerte sogar den Ur-Cure-Schlagzeuger Laurence Tolhurst. Gemeinsam mit Simon Gallup und Jason Cooper spielten die Musiker unter dem Titel „Reflections“ eine vielbeachtete Konzertreihe, bei der die stilprägenden ersten drei Alben der britischen Band geschlossen zur Aufführung kamen.
Zumindest in Europa gaben The Cure 2011 eigentlich nur ein „normales Konzert“: In diesem Sommer schloss die Band das sogenannte Bestival auf der Isle Of Wight ab, eine 2004 ins Leben gerufene grüne Alternative zum klassischen Isle-Of-Wight-Festival. Und auch an jenem Abend lag der Schwerpunkt des zweieinhalbstündigen Sets eindeutig auf den Jahren 1979 bis 1989.
Die zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung als stilistisch durchaus unterschiedlich wahrgenommenen Alben jener Phase gehen live inzwischen nahtlos ineinander über. „Shake Dog Shake“ vom Pop-Album „The Top“ oder „Inbetween Days“ sind hier ähnlich unheilverkündende Nebelschwaden-Lieder wie „A Forest“ oder „One Hundred Years“.
Während der ersten zwei Drittel des Mitschnitts betätigt sich Robert Smith als misanthropischer Gleichmacher. Zwar scheint seine Stimme zumindest klanglich auf wundersame Weise alterslos zu sein, es hat sich aber beim Live-Sänger Smith seit vielen Jahren eine gewisse Faulheit eingeschlichen, was die Intonation, das Timbre, den Aplomb betrifft.
Erst im letzten Drittel geht Smith einige seiner verspielteren Songs deutlich ambitionierter an. Endlich löst sich bei „Hot Hot Hot“ oder dem seit 20 Jahren nicht mehr gespielten „A Caterpillar“ auch die Band aus der Bleischwere. Gänzlich befreit dann das furiose Finale, abgeschlossen vom politisch korrekt in „Killing Another“ umbetitelten „Killing An Arab“. Zweieinhalb Stunden sind dennoch ein bisschen viel.