The Cave Singers
„Welcome Joy“
Der rigorose Traditionalismus von Bands wie den Fleet Foxes oder den Felice Brothers hat ja Konjunktur – weshalb man ihn schon bald beargwöhnen wird. Nicht zu schnell eingeschnappt sein! Gelegentlich kommt eine Band aus dem Museum amerikanischer Volksmusik, der man zuhören sollte. Eine Band wie The Cave Singers.
Auf dem zweiten Album erweitert sich das Trio aus Seattle um die Schwestern Amber und Ashley Webber (Black Mountain, Lightning Dust). The Cave Singers zelebrieren einen berückenden Retro- und Roots-Sound, evozieren unter anderem CCR und Fleetwood Mac, ohne im Epigonalen stecken zu bleiben. Der Opener „Summer Light“ ist eine kleine Folk-Etüde aus zwei zirpenden Gitarren und Verandagesängen. Schon hier wird klar, dass Pete Quirk, Derek Fudesco und Marty Lund eine gute, warmherzige, verbindliche Musik im Sinn haben. Aus dem Bisschen Harmonie und Rhythmus wird eine sehnsüchtige, hoffnungsvolle Szene, die den Ton für „Welcome Joy“ setzt.
Danach galoppiert „Leap“ zu einer Country-Snaire, die Mandoline klingelt, die Mundharmonika jubiliert. Fleetwood Mac, die erste. Das anschließende „At The Cut“ ist die Art von Fuzz-Blues, den Led Zeppelin in Stein gemeißelt haben. Tolles Riff! „Hen Of The Woods“ besteht im Wesentlichen aus einem kaskadierenden Gitarren-Thema, das auch Lindsay Buckingham hätte einfallen können. Fleetwood Mac, die zweite. Und „I Don’t Mind“ ist das Lied, dessentwegen man den Cave Singers die erwähnte CCR-Vorliebe nachsagen wird, obschon ein einziger Akkord John Fogerty nur selten genug war.
Es sind freilich auch ein paar Songs dabei, die den hohen Standard nicht halten. Doch die Cave Singers lösen mit ihrem zweiten Album die Versprechen des noch zu vorsichtig produzierten, bei weitem nicht so freien Debüts ein. Nein, mehr als das. (Matador/Beggars)
Jörn Schlüter