The Airborne Toxic Event
„The Airborne Toxic Event“
Die Globalisierung hat wieder mal versagt: Schon im Sommer 2008 ist in den USA das Debüt von Airborne Toxic Event erschienen. Aber erst jetzt kommt der Hype um die Band aus L.A. hier an. Und das, obwohl dieses Album die aufregendste Indie-Rock-Platte seit langem ist.
„And it starts sometime around midnight, or at least that’s when you lose yourself for a minute or two“, singt Mikel Jollett, um dann zu erzählen, wie es sich anfühlt, in einer Bar plötzlich der Ex gegenüber zu stehen und zusehen zu müssen, wie sie mit einem anderen nach Hause geht. Und wenn er sich zu den zitternden Gitarren von „Sometime Around Midnight“ mehr und mehr der Verzweiflung anvertraut, dann ist das großes Gefühlskino- irgendwo zwischen Snow Patrol, U2 und Interpol.
In Songs wie diesem erfinden The Airborne Toxic Event zwar nichts neu. Aber wie Jollett in den meistens ungestüm durch die Nacht irrenden Nummern immer wieder betörende Geschichte vom Verlassenwerden auftut, ist trotzdem unerhört. Am lustigsten klingt das bei „Does This Mean You’re Moving On“- einem herrlich zickigen Trennungssong, dessen Siegeszug durch die Indie-Discos höchstens dadurch aufzuhalten wäre, dass sich die Besitzer der Rechte des 70er-Jahre-Gassenhauers „How Do You Do?“ womöglich zu einem Plagiatsprozess hinreißen lassen könnten.
Aber selbst dann gäbe es auf dem Album ja noch aufstampfende Fluchtfantasien („Wishing Well“), wild twistende Klagelieder übers Einsamsein („Papillon“), Springsteen-Variationen („Gasoline“), hin und her hüpfende Selbstbemitleidungen („Happiness Is Overrated“) und niedliche Singalongs („Missy“), zu denen man tanzen kann. (Marjordomo/Soulfood)
Gunther Reinhardt