Temples

Volcano

Das zweite Album der Band aus Northamptonshire platzt fast vor Ambition und Pomp – doch den Songs fehlt es an Tiefe

Wenn Psychedelia ein Wunderland ist, dann sind die Temples seit heute Legoland: Alle Farben da, aber die Bausteine sehen halt immer eckig aus. Dar­aus baut man nichts Fließendes. So hübsch Spinett und Flöte in „(I Want To Be Your) Mirror“ aufspielen, die Gitarren vorpreschen, die Band Fahrt aufnimmt, so schön sich die Melodie von „Oh The Saviour“ aufbaut und im Falsett-Chorus gipfelt, fehlen doch das Abgründige und Psychotische, das weiße Kaninchen und der Unterwäschefetischist. Und wo die Band aus Northamptonshire vorbehaltlos in Pop-Harmonien schwelgt, fehlt ihr die melodische Fülle und Stringenz, die man bei ELO liebt.

Mehr Wumms, weniger Zucker bitte!

Das sind die Pole, zwischen denen sich das zweite Album der Tem­ples bewegt. Es platzt vor Ambition und eröffnet mit „Certainty“, einem überzuckerten Baiser von einem Song: Die Keyboards eiern dominant und süßlich, im Video werden die Gesichter der Band rot angestrahlt, und ein freundlicher kleiner Drache sondert ein orangefarbenes Häufchen ab. In ihren besten Momenten finden auf „Volcano“ Pink Floyd und a‑ha zueinander, angeleitet durch Todd Rundgren („Born Into The Sunset“, „Open Air“, „Mystery Of Pop“). In den schlechteren trudeln die Melodien kindlich („In My Pocket“), tröten die Keyboards wie Ritterburg­fanfaren („Celebration“), geht der Kitsch-Schlitten vollends durch: „Strange Or Be Forgotten“ klingt wie eine Softrockschnulze der Mittsiebziger. Die Songs haben Sub­stanz, einige funktionieren gut, andere ersaufen leider in ihrer pompösen Produktion.

Mit ihrem Debütalbum hatte die Band um Sänger und Gitarrist James Bagshaw und Bassist Thomas Walmsley vor drei Jahren bewiesen, dass retroselige Psychedelia noch immer begeistern kann, wenn sie den richtigen Wums hat. Von jener Platte gab es zudem ­eine mitreißende Remixversion, einen verschachtelten rhythmischen Trip, und so hätte es endlos weitergehen dürfen. Nun verlassen Tem­­ples ihren auf „Sun Structures“ eingeschlagenen Weg. Wogegen nichts spräche, wäre der neue ähnlich vielversprechend.

Vielleicht braucht auch „Volcano“ einen Remix, mehr Wumms und weniger Zucker. Die Band wäre es wert. (Heavenly/PIAS)