Sweet Apple
The Golden Age Of Glitter
Tee Pee/Soulfood)
Die All-Star-Band um J Mascis hat Spaß am lärmigen Seventies-Rock
Mark Lanegan ist ein gefragter Mann. Fast jede zweite US-Indie-Band hat ihn schon für sich raunen lassen. Hier schmirgelt er gleich bei „Wish You Could Stay (A Little Longer)“ so anmutig mit, dass man ganz hingerissen ist vom seidenmatten Schimmer dieser betörenden kleinen Pop-Perle. Der Auftakt erzeugt nicht nur die aufgeräumte und zugeneigte Grundstimmung, mit der man sich gern auf dieses kurzweilige, vielseitige zweite Album einlässt. Er gibt zugleich auch das Thema vor, an dem das All-Star-Projekt laboriert. Die einzelnen Musiker haben mit ihren quer über die USA verteilten, in Kalifonien, Ohio und Massachusetts ansässigen Hausbands – J Mascis mit Dinosaur Jr. und Witch, Tim Parnin und John Petkovic mit Cobra Verde und der Namensgeber Dave Sweetapple mit Witch und Dusty Skull – zu viel zu tun, als dass immer genügend Zeit bliebe für Sweet Apple.
So hat das hier schon ein wenig den Ruch kreativer Resteverklappung, aber das vergisst man gleich wieder, weil „The Golden Age Of Glitter“ einen ständig grinsen lässt. Bei „We Are
Ruins“ etwa, dem schön penetrant auf T. Rex gemodelten Stampfer mit Tambourin und Endloswiederholungs-Riff: „We are ruins/ From another time/ In death we became beautiful/ Death came to life.“ Der hat durchaus das Zeug zu einer Art Signature-Song, wenn man sich die Promofotos der derangierten Lodderbaste ansieht. Oder bei „Another Desert Skyline“, der künstlich gealterten, an Roky Ericksons 13th Floor Elevators erinnernden Garagen-Bastelei inklusive Schepperhall auf dem psychedelischen Gejaule und eckigen Repeating-Licks, die man auch bei den letzten Queens-Of-The-Stone-Age-Alben immer mal wieder gehört hat.
Der Seventies-Rock – der Titel macht keinen Hehl daraus – ist Referenzgröße und kleinster gemeinsamer Nenner dieser Band. Schön zu hören bei „Reunion“, einem knochentrockenen Hardrock-Riffer mit eingespieltem Fanjubel. Mascis bedient hier zunächst die Holterdipolter-Drums und lässt dann einmal mehr die Fender Jazzmaster in den höchsten Tönen jölen, immer haarscharf an der Dissonanz vorbei, aber längst nicht so raumgreifend und dominant wie sonst. Bei „Under The Liquor Sign“, mit schönen Schmalz-Chören und Glöckchengebimmel, versucht man sich an Mott-The-Hoople-Glam, und „Troubled Sleep“ mimt dann endlich auch mal einen astreinen Dinosaur-Jr.-Song mit gewohnt brachialem Gitarren-Fundament und luftig-leichten Melodiebögen darüber. Ziemlich viel nebeneinander also. Zusammengehalten wird das alles aber durch den Spaß am gemeinsamen Spiel, der noch in jedem matschigen Fuzz-Akkord greifbar wird.