Swans

„The Beggar“

Mute (VÖ: 23.6.)

Neue Songs über die Schönheit im Scheitern

Vielleicht stellt man sich Michael Gira am besten wie einen Wanderprediger vor, der mit seinen Aposteln durch die Welt zieht, um in mystischen, oft schwer verständlichen Worten von seiner Ratlosigkeit zu erzählen: „I wonder if an image is realer than the thing/ I wonder if I’m singing what you’re thinking me to sing/ I wonder if I lost you/ You were pulsing in my hand“, sinniert er zu ein paar hingeworfenen Gitarrenakkorden in „The Parasite“, dem ersten Stück des 16. Swans-Albums. Entstanden ist das Werk in Berlin, wo inzwischen mehrere Mitglieder der einst in New York beheimateten Band leben, allen voran natürlich Kristof Hahn, der langjährige Gitarrist und engste Vertraute von Gira. Zur aktuellen Kernbesetzung gehören zudem Larry Mullins, Dana Schechter, Christopher Pravdica, Phil Puleo und als Gast Ben Frost.

Mit normalen Rockbands haben die Swans wenig gemein

Die elf Stücke von „The Beggar“ sind gewohnt episch, doch das 45-minütige „The Beggar Lover (Three)“ ist selbst für die Maßstäbe der Swans ein ziemlicher Brocken. Es geht los mit Drones, die an tibetanische Ritualmusik erinnern, schwer und erhaben, als stünde man auf dem Gipfel eines Achttausenders und würde den Göttern dabei zuschauen, wie sie aus Menschenschädeln Tee trinken. Die Stimme einer jungen Frau flüstert Unverständliches, während die Klänge konkreter und industrieller werden, wie in einer verwunschenen Fabrikanlage aus dem späten 19. Jahrhundert, in der die Geister verstorbener Arbeiter spuken. Es pocht, ächzt und atmet aufs Schönste – bis das Stück in der zweiten Hälfte enorm an Fahrt gewinnt.

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Es ist eine Art Collage, die aus „Found Sounds“ besteht und aus Auszügen aus „The Glowing Man“, „Leaving Meaning“ und dem Titelsong. „Why Can’t I Have What I Want Any Time That I Want?“ zelebriert mit düsteren Blues-Akkorden Verlust und Verzweiflung. Auch der Rest enttäuscht nicht, ist etwas leichter im Klang, stärker himmelwärts gerichtet als frühere Werke. Man kann das spirituell nennen oder psychedelisch – mit normalen Rockbands haben die Swans jedenfalls wenig gemein.